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Studie zeigt: Der Einsatz von ILF Neurofeedback hat einen signifikant positiven Effekt auf die Behandlung einer Essstörung

07. August 2024

Die Studie befasst sich mit der Frage, ob Infra-Low Frequency (ILF) Neurofeedback positive Auswirkungen auf Erwachsene hat, welche an einer Essstörung leiden. Um das herauszufinden, wurden die Teilnehmenden der Studie in zwei Gruppen unterteilt, wobei eine Gruppe ILF Neurofeedback erhielt und die andere Gruppe lediglich ein Placebo. Die Studie “Infra-Low Frequency Neurofeedback in the Treatment of Patients With Chronic Eating Disorder and Comorbid Post-Traumatic Stress Disorder” von Winkler et al. zeigt, dass der positive Effekt bei einer Neurofeedback Behandlung bereits nach 12 Sitzungen messbar ist.

Hintergrund / Diagnose:

Essstörungen (ES) sind mit schweren Beeinträchtigungen sowie einer reduzierten Lebenserwartung verbunden. Die Sterblichkeitsraten sind bei Anorexia nervosa mehr als fünfmal und bei Bulimia nervosa und Binge-Eating-Störung etwa 1,5-mal höher als in der jeweiligen Altersgruppe der Allgemeinbevölkerung (Fichter und Quadflieg, 2016). Zudem leiden 9 % bis 24 % der Betroffenen einer ES an einer komorbiden posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) (Rijkers et al., 2019). PTBS kann Symptome wie Flashbacks, Albträume, erhöhte Reizbarkeit und emotionale Taubheit verursachen, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt (National Institute of Mental Health, 2020).

Die Autorinnen und Autoren haben die klinische Erfahrung gemacht, dass die Behandlung von Personen mit Essstörungen und (komplexer) PTBS besonders herausfordernd ist. Die Symptome der Essstörung verbessern sich in der Regel langsamer als bei Betroffenen ohne schwerwiegende Komorbiditäten, selbst in einem intensiv unterstützenden stationären Behandlungssetting. Viele Patientinnen und Patienten berichten, dass sie Hunger, Essanfälle oder Erbrechen gezielt einsetzen, um belastende, traumaassoziierte Emotionen wie Scham, Wut und Ekel zu lindern oder kurzzeitig zu unterdrücken, was es ihnen besonders schwer macht, auf die Symptome der Essstörung zu verzichten.
 

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Die Studie:

In der randomisierten Kontrollstudie wurde untersucht, ob ILF-Neurofeedback die Symptome bei Personen mit Essstörungen und komorbider posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) in einem stationären Behandlungsprogramm verbessern kann. Die Interventionsgruppe erhielt zusätzlich zur regulären Therapie ILF-Neurofeedback, während die Kontrollgruppe eine Placebo-Intervention in Form von mediengestützter Entspannung bekam. Vor und nach der Behandlung bewerteten die Teilnehmenden ihre Essstörungssymptome mit dem Eating Disorder Examination Questionnaire (EDE-Q) und ihre posttraumatischen Stresssymptome mit der Impact of Event Scale-Revised (IES-R).

Die Studie umfasste Personen ab 18 Jahren, die zwischen Mai 2019 und April 2021 in der Parkland-Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie wegen Essstörungen stationär behandelt wurden. Beide Gruppen erhielten 12 Einzelsitzungen von etwa 40 Minuten. Jede Sitzung begann mit einem kurzen Gespräch über den Verlauf der Symptome seit der letzten Sitzung, gefolgt von 30 Minuten ILF-Neurofeedback oder einer Placebo-Intervention. Alle Sitzungen wurden von geschultem Personal in einem ruhigen Raum durchgeführt und fanden zweimal pro Woche über einen Zeitraum von 6 Wochen statt. Die Teilnehmenden saßen in einem bequemen Sessel vor einem Monitor mit Lautsprechern. Nach 30 Minuten wurden sie gefragt, wie sich ihr Zustand während der Sitzung verändert hatte.


Ergebnisse und Implikationen:

Die Studie zeigt, dass ILF-Neurofeedback in einem stationären Umfeld die Symptome von Essstörungen und traumabedingtem Stress verbessern kann. Patienten mit Essstörungen und PTBS, die 12 Sitzungen ILF-Neurofeedback erhielten, zeigten signifikante Verbesserungen im Essverhalten im Vergleich zu denen, die ein Placebo erhielten. Untergewichtige Patientinnen und Patienten in der ILF-Neurofeedback-Gruppe nahmen tendenziell mehr zu als in der Placebo-Gruppe.

Zudem wurde festgestellt, dass die behandelten Personen das Neurofeedback gut annahmen. Es gab weniger schwere Komplikationen und eine tendenziell bessere Bewertung des Behandlungsergebnisses. Personen, welche ILF-Neurofeedback erhielten, stuften sich am Ende ihrer Behandlung häufiger als „leicht verbessert“ ein, was auf eine spürbare positive Veränderung hindeutet (vgl. Haase et al., 2021).
 

 

Quellen

Fichter, M. M., and Quadflieg, N. (2016). Mortality in eating disorders - results of a large prospective clinical longitudinal study. Int. J. Eat. Disord. 49, 391–401. doi: 10.1002/eat.22501 

Haase, I., Winkeler, M., and Imgart, H. (2021). Ascertaining minimal clinically meaningful changes in symptoms of depression rated by the 15-item centre for epidemiological studies depression scale. J. Eval. Clin. Pract. doi: 10.1111/jep. 13629. 

National Institute of Mental Health. (2020). Post-traumatic stress disorder (PTSD). https://www.nimh.nih.gov/health/topics/post-traumatic-stress-disorder-ptsd

Rijkers, C., Schoorl, M., van Hoeken, D., and Hoek, H. W. (2019). Eating disorders and posttraumatic stress disorder. Curr. Opin. Psychiatry     32,510–517. doi: 10.1097/YCO.0000000000000545