Infra-Low Frequency Neurofeedback zur Behandlung post-kommotioneller Symptome: Erkenntnisse einer neuen Studie
Gehirnerschütterungen, auch als mildes Schädel-Hirn-Trauma (mTBI) bezeichnet, gelten oft als vorübergehende Verletzung. Doch viele Betroffene, insbesondere Veteraninnen und Veteranen, leiden noch Jahre nach dem ursprünglichen Ereignis an chronischen Kopfschmerzen, Schlafstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen. Trotz bestehender Therapieansätze bleibt die Behandlung dieser Symptome eine Herausforderung.
Eine kürzlich veröffentlichte randomisierte kontrollierte Studie von Carlson et al. untersuchte die Wirksamkeit von Infra-Low Frequency Neurofeedback (ILF NFB) als mögliche nicht-invasive Behandlungsmethode. Dabei wurden Veteraninnen und Veteranen mit langanhaltenden post-kommotionellen Symptomen über mehrere Wochen mit ILF NFB behandelt. Die Ergebnisse zeigen deutliche Verbesserungen in mehreren zentralen Bereichen.
Was ist Infra-Low Frequency Neurofeedback?
Neurofeedback ist eine Form des Biofeedbacks, bei der Patientinnen und Patienten durch Echtzeit-Visualisierung ihrer Gehirnaktivität ihre Selbstregulierungsfähigkeit verbessern können. Über Elektroden werden elektrische Signale des Gehirns erfasst und in Form von Tönen oder visuellen Elementen zurückgespielt. Auf diese Weise können die Aktivität des Gehirns und die Symptome von Krankheiten besser reguliert werden.
Infra-Low Frequency Neurofeedback (ILF NFB) konzentriert sich dabei auf extrem langsame Gehirnwellen unter 0,1 Hz.
Die Studie: Design, Methodik und Ablauf
Um zu untersuchen, ob ILF NFB tatsächlich zur Linderung post-kommotioneller Symptome beitragen kann, führten Forschende eine randomisierte kontrollierte Studie mit 87 Veteraninnen und Veteranen durch, die unter anhaltenden Beschwerden litten.
Die Teilnehmenden der Studie wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt.
Die Interventionsgruppe erhielt 20 Sitzungen ILF NFB, jeweils 30 Minuten, über einen Zeitraum von 8 bis 10 Wochen.
Die Kontrollgruppe erhielt stattdessen acht kurze Gesundheitsgespräche, in denen allgemeine Themen wie Stressmanagement und Schlafhygiene behandelt wurden. Während der Studie setzten alle Teilnehmenden ihre regulären medizinischen Behandlungen fort.
Messung der Symptome
Um die Auswirkungen der Behandlung zu bewerten, wurden verschiedene standardisierte Testverfahren eingesetzt:
- Kopfschmerzen: Headache Impact Test (HIT-6)
- Schlafqualität: Insomnia Severity Index (ISI)
- Kognitive Leistungsfähigkeit: Aufmerksamkeitstests (QIK-Test)
- Psychische Belastung: Fragebögen zu Depressionen, PTSD und Lebensqualität
Messungen wurden vor der Behandlung, nach 4-6 Wochen, nach Abschluss der Therapie (nach 8-10 Wochen) und zwei Monate nach Ende der Behandlung durchgeführt.
Ergebnisse: Klinisch relevante Verbesserungen
Nach Abschluss der Behandlung zeigte sich, dass Teilnehmende, die ILF NFB erhielten, deutliche Verbesserungen in mehreren Bereichen erlebten.
Kopfschmerzen und Schmerzempfinden
Die ILF NFB-Gruppe berichtete über eine spürbare Reduktion der Kopfschmerzintensität und -häufigkeit. Der durchschnittliche Wert im Headache Impact Test (HIT-6) sank um 12,6 Punkte, während in der Kontrollgruppe nur eine Verbesserung von 1,9 Punkten gemessen wurde.
Schlafqualität
Teilnehmer der ILF NFB-Gruppe schliefen schneller ein, hatten weniger nächtliche Wachphasen und berichteten über eine höhere Schlafqualität.
Der Insomnia Severity Index (ISI) verbesserte sich um 11,7 Punkte – ein deutlicher Unterschied zur Kontrollgruppe, die nur eine Verbesserung von 1,4 Punkten zeigte.
Kognitive Leistungsfähigkeit
Auch in Tests zur Aufmerksamkeit und Impulskontrolle schnitten Teilnehmenden der ILF NFB-Gruppe signifikant besser ab als jene der Kontrollgruppe.
Psychische Belastung und Lebensqualität
Die ILF NFB-Gruppe verzeichnete eine spürbare Verbesserung von depressiven Symptomen und posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD).
Die allgemeine Lebensqualität stieg signifikant, was sich in besseren Bewertungen im QOLIBRI-Test widerspiegelte.
Fazit
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass ILF NFB eine vielversprechende nicht-medikamentöse Therapieoption für post-kommotionelle Symptome sein kann. Besonders bemerkenswert sind die Verbesserungen bei Kopfschmerzen, Schlafqualität und kognitiver Leistungsfähigkeit, die über den Studienzeitraum hinweg stabil blieben. Die sekundären Ergebnisse der vorliegenden Studie weisen außerdem darauf hin, dass ILF Neurofeedback eine wirksame Therapiemethode bei Symptomen im Zusammenhang mit Depressionen und PTBS sein kann. Darüber hinaus hat sie einen signifikant positiven Einfluss auf die subjektive Lebensqualität von Veteraninnen und Veteranen mit mTBI.
Die ausführliche Erläuterung, die Durchführung und die daraus gewonnenen Ergebnisse der Studie finden Sie hier.