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Vorteile von Neurofeedback für Praxen - 10 Gründe, warum sich der Einstieg gerade jetzt lohnt!

29. September 2021

Der Bedarf an Psychotherapie steigt ungebremst. Waren die Praxen bereits vor Corona ausgelastet nimmt die Nachfrage weiter zu. Laut einer Umfrage der Deutschen Psychotherapeutenkammer Anfang des Jahres bereits um weitere 40% gegenüber dem Vorjahr. Für Patienten bedeutet dies oft noch längere Wartezeiten. Für Praxen Überlastung. Warum sich aber gerade jetzt der Einstieg ins Neurofeedback lohnt, zeigen wir in diesem Artikel. 

 

1. Zunächst einmal: Neurofeedback kann bei vielen Symptomen helfen da es darauf abzielt die Selbstregulierung zu verbessern

Unser Gehirn ist fortwährend mit Regulierung beschäftigt und will stets ideal arbeiten. Wenn wir ausgeschlafen sind, entspannt, Stress abbauen können und gesund sind, funktioniert diese Selbstregulierung gut. Es fällt dem Gehirn dann recht leicht optimal zu arbeiten und beispielsweise tagsüber konzentriert und mit Elan an die Arbeit zu gehen und Abends gut abschalten zu können. Dagegen fällt es uns in besonders stressigen Zeiten oft schwer zu entspannen. Wir sind unkonzentriert, gereizt und auch depressive Verstimmungen hat sicher jeder von uns schon einmal erlebt. Aus solchen Phasen können wir manchmal aus eigener Kraft herauskommen und nicht jede Art von Stress macht uns gleich krank. Dauerhafte Belastungen, traumatische Erlebnisse oder auch (psychische) Krankheiten können aber dieses sensible System der Selbstregulierung langfristig stören. Und oftmals werden gerade psychische Erkrankungen lange nicht wahrgenommen, ignoriert und durch viele Faktoren begünstigt. Die Folgen sind dann oft schwerwiegend und langfristig mit vielfältigen Symptomen. Hier setzt nun Neurofeedback an. Es zielt darauf ab die Selbstregulierung wieder zu verbessern und so vor allem Symptome von Erkrankungen zu lindern. Daher sprechen wir beim ILF Neurofeedback auch von einem “symptombasierten Ansatz”. Je nachdem, unter welchen Symptomen Patienten am meisten leiden, werden Feedback und Elektrodenposition individuell angepasst. ILF Neurofeedback ist daher sehr wirksam. Erfolge und ob ein Patient darauf reagiert, zeigen sich oft schon in den ersten Sitzungen. Meist an einer Verbesserung des Schlafs, der Konzentration, der Fähigkeit wieder besser entspannen zu können. Und oft berichten Patienten auch von einem Wohlgefühl, dass sie sich sicherer “und im Kopf aufgeräumter” fühlen. Neurofeedback kann daher zu schnellen Therapieerfolgen führen.

 

2. Neurofeedback macht Spaß

Neurofeedback fühlt sich durch die entspannte Therapiesituation eigentlich gar nicht nach Therapie an. Besonders Kinder und Jugendliche freuen sich auf “ihr Neurofeedbacktraining” mit den computerspielähnlichen Animationen. Probleme in der Schule, ob sie nun ADHS haben oder an Ängsten leiden - all das spielt während der Neurofeedback-Sitzung an und für sich gar keine große, spürbare Rolle. Während des Neurofeedbacks geht es vielmehr darum zu entspannen, das Feedback auf sich wirken zu lassen und so vor allem auch Selbstwirksamkeit zu erleben. Und auch sehr leistungsorientierte Erwachsene, die sich damit schwer tun, sich zu öffnen oder ungern über Schwierigkeiten sprechen möchten, finden oft sehr rasch Zugang zu Neurofeedback. Denn Neurofeedback stellt nicht Probleme und Diagnosen in den Fokus und fühlt sich zudem einfach gut an. 

 

3. Neurofeedback motiviert

Erste Verbesserungen der Symptome können sich rasch und bereits nach wenigen Sitzungen zeigen. Das motiviert sehr. Sowohl Patienten als auch Therapeuten. Die Effekte des Neurofeedbacks sind vor allem auch im Alltag spürbar und werden auch - gerade bei Kindern und Jugendlichen - von den Eltern und im schulischen Umfeld wahrgenommen. Sie können sich zeigen durch bessere Konzentration, Ausgeglichenheit, einem besseren Schriftbild usw.  Solche erlebbaren Erfolge motivieren ungemein und führen dazu, dass Patienten in der Regel sehr gerne zur Therapie kommen. Es werden deutlich weniger Sitzungen abgesagt und Sie haben weniger Therapieausfälle und eine höhere Planungssicherheit. 

 

4. Neurofeedback bringt Leichtigkeit in den Arbeitsalltag...

Auf die Frage, wovon sie ganz persönlich beim Neurofeedback am meisten profitieren, sagen fast alle unsere Kunden Sätze wie diese: “Neurofeedback bringt Leichtigkeit in meinen Arbeitsalltag”, “Neurofeedback macht meine Arbeit viel entspannter”, ”Man kann durch Neurofeedback mit wenig Aufwand so viel erreichen” oder “Ein Tag Gesprächstherapie kann ganz schön anstrengend sein und an den eigenen Kräften zehren. Neurofeedback fühlt sich für mich auch leichter an. Ich bin weniger ausgelaugt und auch für mich selbst viel zufriedener mit dem was ich am Ende des Tages erreicht habe”.

 
10 Gründe jetzt in Neurofeedback einzusteigen
5. … und es entstehen weniger belastende Situationen in der Therapie

Neurofeedback ist sehr ruhiges Arbeiten. Zwar muss Neurofeedback natürlich therapeutisch begleitet werden und der Dialog mit dem Patienten ist während der Therapie wichtig, um die Trainingsfrequenz immer weiter zu optimieren oder entprechend den Therapieerfolgen anpassen zu können. Aber durch die entspannte Aufmerksamkeit während der Patient das Neurofeedback “automatisch” macht und den Feedback-Animationen auf dem Monitor folgt, entstehen weniger Anspannungen und belastende Situationen während der Sitzung. Dies ist gut für Patienten, aber vor allem auch für Sie! Man kann auch selbst beim Neurofeedback einfach mal durchschnaufen.

 

6. Neurofeedback ist effizient

Täglich berichten uns Therapeuten von sehr raschen Erfolgen und regelrechten Behandlungsdurchbrüchen. Vielen Patienten kann durch Neurofeedback schneller geholfen werden. Neurofeedback ist zudem sehr gut planbar und die Behandlungsintervalle verlängern sich mit fortlaufender Therapie. So wird ihre Warteliste zwar nicht unbedingt kürzer, denn Sie werden sehr schnell merken, dass ihre Neurofeedback-Warteliste wächst. Sie können jedoch insgesamt mehr Patienten schneller helfen. Was sich natürlich auch auf die Reputation und den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Praxis positiv auswirken kann.

 

7. Jeder Patient kann Neurofeedback lernen

Es gibt nur wenige Kontraindikationen für Neurofeedback, wie bspw. besonders schwere Formen der Epilepsie. Grundsätzlich kann Neurofeedback aber vom Grundschul- bis ins hohe Alter erlernt werden. Das Gehirn leistet das Neurofeedbacktraining “automatisch” und ohne spürbare Anstrengung. Da es sich für eine so breite Patientenklientel eignet, lässt sich in jede Praxis einfach integrieren und viele Patienten können davon profitieren.

 

8. Neurofeedback ist einfach zu bedienen

Unsere Neurofeedback-Hardware ist sehr handlich. Es braucht daher nicht viel, um mit Neurofeedback zu starten. Das Neurofeedback-Equipment selber ist kompakt und auch die Software leicht zu bedienen. Es braucht lediglich eine kleine Fläche - idealerweise einen kleinen Rollwagen auf dem man den NeuroAmp und Verbrauchsmaterialien sicher abstellen kann und auch das Anlegen der einzelnen Elektroden erfolgt mit etwas Übung innerhalb weniger Sekunden. Sie müssen dann nur noch gemeinsam mit dem Patienten ein passendes Feedback wählen, die Trainingsfrequenz ganz einfach über einen Schieberegler einstellen und können sich dann voll auf ihren Patienten konzentrieren und durch beobachten und gezielte Rückfragen immer weiter das Training optimieren. Wie es genau geht, zeigen wir Ihnen in unseren Grundkursen mit hohem Praktikumsanteil.

 

9. Neurofeedback ist therapeutisch reizvoll

Modernes Neurofeedback orientiert sich nicht allein an der Diagnostik, sondern vor allem an den Symptomen, an denen Patienten am meisten leiden. Daher sprechen wir beim ILF Neurofeedback auch von “symptombasierten” Arbeiten und daher ist auch Ihre Rolle als Therapeuten weiterhin so zentral. Mit ihrem Fachwissen und auf Basis Ihrer Neurofeedback-Ausbildung begleiten Sie Ihre Patienten durch das Neurofeedback. Sie treffen Entscheidungen zur richtigen Elektrodenposition und zur passenden Trainingsfrequenz. Das gute Zusammenspiel zwischen Therapeut und Patient ist daher weiterhin wichtig und wird nicht durch die Technik ersetzt. Im Gegenteil. Neurofeedback ist therapeutisch reizvoll und abwechslungsreich. Denn Sie passen das Feedback individuell nach den Bedürfnissen Ihres Patienten an, lernen mit jedem Patienten dazu, verbessern Ihre Fähigkeiten, werden immer routinierter und können Neurofeedback optimal einsetzen.

 

10. Hygieneregeln können gut eingehalten werden

Und zu guter Letzt: Neurofeedback ist nicht-invasiv, schmerzfrei und auch Hygiene- und Abstandsregeln können einfach eingehalten werden. 

#neurofeedbackabc

14. Juni 2021

Neurofeedback ist faszinierend, nicht wahr? Wenn man sich allerdings noch nicht tiefer mit Neurofeedback beschäftigt hat oder auch versucht, es anderen zu erklären wird es manchmal kompliziert. Hier möchten wir Abhilfe schaffen mit unserem Neurofeedback ABC auf Instagram und Facebook. Wir stellen darin jede Woche Begriffe rund um Neurofeedback vor. Kompakt und verständlich. Zum dazulernen und natürlich teilen unter dem #neurofeedbackabc und BEE Medic. Weitere Infos dazu natürlich an dieser Stelle in unserem Blog.

 

A - ADHS 
“In einer Beobachtungsstudie haben 97% von 196 Kindern und Jugendlichen, die in 15 Wochen 30 Sitzungen ILF Neurofeedback erhielten, von einer deutlichen Verbesserung ihrer Symptome berichtet.”

 

B - Biofeedback 
Als Biofeedback bezeichnet man Verfahren in der Verhaltensmedizin, die es uns ermöglichen unbewusste Prozesse unseres Körpers und der Psyche wahrnehmbar zu machen und dadurch zu beeinflussen.

 

C - Courses / Kurse 
Wir legen einen besonders hohen Wert auf eine hochwertige und fundierte Neurofeedback-Ausbildung. Unsere Kurse richten sich daher an Fachleute und wir legen den Fokus auf die Selbsterfahrung durch intensives Praktikum.

 

D - Dreamscapes 
Dreamscapes© ist eine Sammlung von 27 Feedback-Animationen für Neurofeedback mit unserer Cygnet© Neurofeedback-Software. Sie umfasst Landschafts-Animationen sowie Kreativitäts- und Denkspiele sowie Puzzles für ein individuelles Neurofeedback-Erlebnis.

 

E - Enthusiastisch 
Neurofeedback begeistert Patienten und Therapeuten! Neurofeedback ist nicht nur effektiv und schmerzfrei, sondern macht auch Spaß und bringt Leichtigkeit in den Therapiealltag.

 

F - Frequenz
Die Frequenz misst man in Hz (Hertz). Die Einheit besagt, wie schnell sich ein regelmäßiger Vorgang in einer bestimmten Zeit wiederholt. Auch Hirnwellen messen wir Hz. Und inzwischen wissen wir, dass vor allem Neurofeedback mit besonders langsamen Frequenzen runter bis zu 0.0001Hz besonders wirkungsvoll ist. 

 

G - Growing Evidence / Zunehmende Nachweise
Eine randomisierte, kontrollierte Studie aus dem Jahr 2020 zeigt, dass bereits eine Sitzung mit ILF Neurofeedback zu signifikanten Veränderungen der Gehirn-Konnektivität führt.

 

H - High Performance
Neurofeedback verhilft zu besserer Selbstregulierung. Das sogenannte High oder Peak Performance Training zielt darauf ab, u.a. die Konzentration zu verbessern, um die beste Leistung abrufen zu können.
 
I - ILF Neurofeedback
Infra Low Frequency (ILF) Neurofeedback arbeitet mit sehr niedrigen Frequenzen von 0,1 bis 0,0001 Hz. Dies ermöglicht es uns, mit der individuell besten Frequenz für jeden Klienten zu arbeiten.

 

J - Joy / Spaß
Neurofeedback macht Spaß, denn es fühlt sich eigentlich gar nicht so sehr nach Therapie an. 
 
K - Key technology / Schlüsseltechnologie
Neurofeedback ist eine Schlüsseltechnologie im Bereich der mentalen Gesundheit.

 

L - Langfristig
Die Neurofeedback-Therapie kann dabei helfen, langfristig das Patientenwohl zu steigern. Dabei reichen oft schon wenige Sitzungen aus, um eine Verbesserung von Symptomen zu erreichen.

 

M - Mirror / Spiegel
Neurofeedback ist wie eine Art Spiegel, der unserem Gehirn vorgehalten wird. Durch diese Selbstwahrnehmung kann die Selbstregulierungsfähigkeit unseres Gehirns langfristig verbessert werden.

 

N - NeuroAmp
Unser NeuroAmp EEG Verstärker ist zusammen mit der Cygnet-Neurofeedback Software das Herzstück für wirkungsvolles Neurofeedback.
 
O - Online Training
Unsere lehrreichen Neurofeedback Kurse können auch online bequem von Zuhause belegt werden. Planungssicher und flexibel.

 

P - Patienten
Neurofeedback ist für alle Patientengruppen von jung bis alt geeignet. Durch den spielerischen Charakter ist Neurofeedback auch bereits im Kindes- und Jugendalter ideal geeignet.
 
Q - QEEG
Wer sich mit Neurofeedback beschäftigt, stolpert rasch auch über den Begriff QEEG. Warum wir diesen Begriff nicht so gern verwenden und lieber von Hirnfunktionsanalyse sprechen, erklären wir Dir hier.
 
R - Relax
Neurofeedback ist eine entspannte Therapieform - für Patienten, aber vor allem auch für Therapeuten.

 

S - Selbstregulierung
Bei der Neurofeedback-Therapie lernt das Gehirn durch Selbstregulierung, die für sich optimale Erregungsfrequenz zu finden, um Über- und Untererregung sowie damit einhergehende Symptome zu vermeiden.
 
T - Trauma
In einer Stichprobe von therapieresistenten PTBS-Patienten konnte Neurofeedback eine signifikante Verbesserung der Symptome bewirken.

 

U - You / Du
Beim ILF Neurofeedback geht es um Dich! Die sogenannten Behandlungs-Protokolle werden auf Dich abgestimmt. Je nach Symptomen und Zielen der Neurofeedback-Therapie.
 
V - Virtual Reality
Untersuchungen zeigen, dass dreidimensionale Neurofeedback Animationen zu einem verbesserten Therapieergebnis und höherer Patientenmotivation führen können.

 

W - Webinar
Unsere kostenlosen Webinare mit erfahrenen Dozenten sind der ideale Einstieg ins Neurofeedback.
 
X - x23/x39
Mit dem x23 / x39 QEEG device wird der NeuroAmp zum 39-Kanal-EEG Verstärker für EEG- und ERP basierte Diagnostik. Für Forschung, Klinik und neurologische Praxis.
 
Y - Y / Warum Neurofeedback?
Warum Neurofeedback? Gründe für Neurofeedback gibt es viele. Wir zeigen Dir ein paar ganz persönliche Gründe.

„Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass mein Sohn mal ein Bücherwurm werden wird, hätte ich ungläubig den Kopf geschüttelt.“
- Mutter eines autistischen Jungen

 

“Neurofeedback bringt Leichtigkeit in die Therapie.”
- Gunnila Radu, Nordic Center of Neurofeedback

 

“Das schöne ist, dass Neurofeedback eine Leichtigkeit in die Therapie bringt und sich Erfolge schnell zeigen. Schlaf und Stimmung verbessern sich und viele Patienten berichten bereits nach wenigen Sitzungen von einem Wohlgefühl, dass sie sich sicherer und im Kopf aufgeräumter fühlen.”
- PD Dr. rer. nat. Meike Wiedemann

 

“Obwohl ich vorher schon viel über den Ablauf und die Wirkung von Neurofeedback wusste, war ich total überrascht, wie schnell man eine Wirkung bzw. eine Veränderung bemerkt. Das dauert nur wenige Minuten und selbst minimale Frequenzunterschiede wirken sich komplett unterschiedlich aus. Und das, obwohl man aktiv erstmal nichts tun muss und im Endeffekt nur auf einen Bildschirm schaut."
-Teilnehmerin einer unserer Online-Grundkurse im Jahr 2021
 

Z - Zero / Null
0,0001 Hz
 

 

Neurofeedback Neurofeedback in the latest episode of the US American Podcast Mindstories​​​​​​​

01. Juni 2021

EEG Info lecturer Dr. Roxana Sasu and Matthew Fleischmann, PhD from the Neurofeedback Advocacy Project have been working successfully with ILF neurofeedback for years. In the US American podcast Mindstories with Dr. Josephine McNary, they explain what makes neurofeedback so special. Why it is so helpful in the therapy of ADHD, anxiety disorders and trauma and why it is particularly pleasant for patients. They also discuss current findings.

 

On the mindstories website you can listen to the complete episode

 

Virtual Reality Neurofeedback

21. Mai 2021

“Brille auf und abtauchen in eine andere Welt” - So oder so ähnlich wird Virtual Reality (VR) häufig beworben. Und insbesondere auch der therapeutische Nutzen und Einsatz weckt das Interesse von Wissenschaft und Forschung - gerade auch in Kombination mit Neurofeedback. So wurde jüngst eine aufsehen erregende Fallstudie veröffentlicht. Demnach zeigte sich bei einer Patientin, die unter chronischen Schmerzen litt eine Verbesserung der Symptome um 40% nach nur 20 Sitzungen mit ILF VR Neurofeedback. Details dazu und warum VR auch so interessant für Neurofeedback sein kann, behandelt dieser Artikel.

 

Was ist eigentlich “Virtual Reality”? 


Als virtuelle Realität werden in der Regel computergenerierte Umgebungen bezeichnet. Was sie dabei so besonders macht, ist die Interaktivität. Der Benutzer kann durch die Bewegungen, die er oder sie in der realen Welt durchführt, auch durch die virtuelle Welt navigieren. Die virtuelle Realität wird über eine VR-Brille mit integrierten Bildschirm erzeugt. Anders als bei einer 3D Brille, die es durch spezielle Filter lediglich ermöglicht bestimmte Animationen plastischer wahrzunehmen, “betritt” man mittels VR Brille eine virtuelle Welt, die sich direkt vor den eigenen Augen auftut und mit der man interagieren kann. 
Hebt man beispielsweise den Kopf, verändert sich der Bildausschnitt, so wie es auch in der realen Welt der Fall wäre. Durch weitere Controller und Sensoren, die Bewegungen erfassen und in die virtuelle Umgebung übertragen, ist es auch möglich durch die virtuelle Welt zu laufen, Treppen zu steigen und sogar komplexere Aufgaben zu lösen. VR wird daher häufig mit einem Videospiel verglichen, nur dass man nicht vor dem Bildschirm sitzt und über Controller eine Figur steuert, vielmehr IST man diese Figur. Einsatzgebiete für VR erschließen sich daher u.a. in allen Bereich wo es darum geht Erfahrungen in geschützten Räumen zu simulieren. So nutzt man VR beispielsweise bereits beim Flugsimulationstraining in der Pilotenausbildung, für Visualisierungen in der Medizin oder für virtuellen Trainings. Und auch der therapeutische Einsatz ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen, meist unter dem Begriff “virtuelle Rehabilitation”.

Virtual Reality Neurofeedback
Virtual Reality Neurofeedback
Virtual Reality Neurofeedback
Die Feedback Animationen im Neurofeedback - mehr als nur Videospiele

 

Feedback-Animationen nehmen im Neurofeedback einen zentrale Stellenwert ein. Sie visualisieren, was dem Gehirn zurückgespiegelt werden soll. 

Die ersten Neurofeedback Animationen waren dabei sehr einfach. Meist waren es Balken, die sich je nach EEG Frequenz in ihrer Höhe veränderten. Und sogar heute noch - mehr als 30 Jahre später - sind bei manchen Verfahren noch sehr einfache Animationen gängig, bei denen sich beispielsweise Objekte einfach nur auf und ab bewegen.


Die technischen Möglichkeiten sind jedoch weitaus größer. Feedback-Games wie InnerTube© oder Tropical Heat© ermöglichen es, Animationen gleich eines Videospiels zu erleben. Beim ILF Neurofeedback sind dabei teilweise bis zu 14 Parameter in einer Animation versteckt - von Farbnuancen, die sich subtil ändern, über die Geschwindigkeiten und Bewegungen von Objekten im Vorder- und Hintergrund bis hin zur Helligkeit. Zudem bietet die Cygnet Neurofeedback Software mit ein besonders breites Spektrum an unterschiedlichen Animationen, was es erlaubt, diese individuell auf den Patienten abzustimmen. Das fördert die Motivation und Vorfreude auf die Neurofeedback-Sitzungen, die Therapie ist abwechslungsreich und nicht zuletzt können Patienten so aktiv an Therapieentscheidungen teilhaben.


Aber nicht nur die Optik der Spiele und ihre graphische Umsetzung haben sich mit der Zeit verändert. Neurofeedback mit Bild und Ton hat sich etablieren. Durch die Hinzunahme von taktilem Feedback, beispielsweise den Brummi©, der Vibrationen weiter gibt, werden bereits die drei Sinne Sehen, Hören und Fühlen, in die Feedback-Verarbeitung einbezogen. Durch VR geht nun auch darüber hinaus und ermöglicht dreidimensionales Feedback.

 

VR in der Neurofeedback Forschung

 

Bereits zu Beginn der 2000er Jahre zeigten ersten Untersuchungen, dass dreidimensionalen Neurofeedback Animationen zu einem verbesserten Therapie-Ergebnis führen können und auch zu einer höheren Patientenmotivation. Es gilt die These: je mehr Modalitäten durch die Feedback Animation angesprochen werden, desto wirksamer kann die Neurofeedback Intervention sein (Othmer & Kaiser, 2000). 

Die Art des Feedbacks hat also einen Einfluss auf die Qualität und Ergebnisse der Therapie haben. Studien konnten beispielsweise auch zeigen, dass Feedback Animationen in Form eines Videospiels zu effektiveren Ergebnisse als nur audio-visueller Content führt (Hafeez et al., 2019). Untersuchungen mit VR Neurofeedback weisen auf größeren Lernerfolg sowie größere Erfolge in der Verbesserung von Unaufmerksamkeit und Impulsivität auf als zweidimensionale Neurofeedback Verfahren (Berger & Davelaar, 2018; Cho et al., 2004). Nicht nur Aufmerksamkeit, auch Entspannung konnte erfolgreich mit VR Neurofeedback trainiert werden (Gu & Frasson, 2017). 

VR Neurofeedback kann also die Motivation, Interesse und auch das Kontrollerleben der Patienten während der Therapie erhöhen. Dies natürlich nur, wenn Patienten dieser Technologie selbstbewusst und offen gegenüber eingestellt sind (Kober et al., 2016). 

Der Einsatz virtueller Realität im therapeutischen Umfeld kann daher hilfreich sein, insbesondere um den Transfer der erlernten Fähigkeiten aus der therapeutischen Situation in den Alltag zu erleichtern (Blume et al., 2017; Hudak et al., 2017). Dies steht zwar bei Neurofeedback nicht im Fokus, da durch das Training der Selbstregulationsfähigkeit persönliche Ressourcen situationsübergreifend gestärkt werden. Nichtsdestotrotz kann es für das Selbstwirksamkeitserleben der Patienten förderlich sein, erworbene Fähigkeiten in virtuellen Realitäten therapeutisch begleitet zu erproben. Dies gilt insbesondere für Patienten mit Angststörungen und Phobien. Hier kann beispielsweise in der virtuellen Realität eine schrittweise Annäherung mit dem angstauslösenden Reiz stattfinden; oder auch bei posttraumatischen Belastungsstörungen. Auch bei ADHS kann der Einsatz sinnvoll sein, um  beispielsweise in der Therapie gezielt mit Situationen aus der problematischen Lernumgebung arbeiten zu können.

 


ILF VR Neurofeedback bei chronischen Schmerzen

 

Besondere Aufmerksamkeit erfährt derzeit auch eine erst kürzlich erschienene Fallstudie, in welcher eine 55 jährige Patientin mit chronischen Schmerzen mit VR ILF Neurofeedback behandelt wurde. Nach 20 Sitzungen ILF VR Neurofeedback berichtete diese von einer Verbesserung ihrer Schmerzen um 40%. Die Bewertung des subjektiven Schmerzempfindens durch die Patienten nahm im zeitlichen Verlauf der Therapie und in den Follow-Up Erhebungen noch weiter ab. Ein Jahr nach Beendigung der Therapie gab die Patienten eine Verbesserung des Schmerzempfindens um 80% an. Ebenso berichtete sie von einer Verbesserungen des allgemeinen Befindens und dem besserem Zurechtkommen mit alltäglichen Aktivitäten. Zudem haben sich Symptome von Depression und Angstzuständen verbessert sowie die Schlafqualität (Orakpo, Vieux & Castro-Nuñez, 2021) . 

 

VR in der Neurofeedback Praxis 

 

VR ILF Neurofeedback ist ein sehr vielversprechender Ansatz. Abhängig von den individuellen Aspekten des Patienten, Präferenzen, Bedürfnissen und natürlich den Therapiezielen und der Symptom-Erhebung, kann es aber eine sehr interessante, weitere Option für Patienten sein.

Zwar verbinden immer noch viele Menschen die VR Brille als etwas, das sich nur für technische Enthusiasten eignet. Die Anwendung ist aber einfach. Und mit unseren Neurofeedback-Systemen kann mal leicht in diese spannende Technik einsteigen. Die Cygnet  Neurofeedback Softwar hat bereits ein VR Modul mit tollen Animationen für VR. Und auch der Einsatz beispielsweise in der Expositionstherapie oder dem Lerntransfer in den Alltag, wo gerade auch die Kombination mit Neurofeedback Chancen eröffnet, verbreitet sich immer mehr.

 

Kostenloses Webinar VR Neurofeedback

 

Am 17 Juni 2021 um 18.00 Uhr können Sie noch mehr dazu erfahren. Dr. rer. Nat Meike Wiedemann bietet dann ein kostenloses Webinar und zeigt anhand zahlreicher Fallbeispiele aus therapeutischen Praxis, wann sie VR ILF Neurofeedback einsetzt und wie einfach man die VR Brille in das Therapie-Geschehen integrieren kann.

Hier gehts zur Anmeldung.

Weitere Infos zu VR finden sich auch hier auf einer Themenseite der ARD.

 

Referenzen 

Berger, A.M. & Davelaar, E.J. (2018). Frontal alpha oscillations and attentional control: A virtual reality neurofeedback study. Neuroscience,378, 189–197.
Blume, F., Hudak, J., Dresler, T., Ehlis, A.-C., Kühnhausen, J., Renner T. & Gawrilow C. (2017). NIRS-based neurofeedback training in a virtual reality classroom for children with attention-deficit/hyperactivity disorder: Study protocol for a randomized controlled trial. Trials,18 (1), 41. 
Cho, B. H., Kim, S., Shin, D. I., Lee, J. H., Min Lee, S., Young Kim, I., & Kim, S. I. (2004). Neurofeedback training with virtual reality for inattention and impulsiveness. Cyberpsychology & Behavior, 7(5), 519-526.
Gu, G. & Frausson, C. (2017). Virtual sophrologist: a virtual reality neurofeedback relaxation training system. In International Conference on Brain Function Assessment in Learning (pp. 176-185). Springer.
Hafeez, Y., Ali, S. S. A., Mumtaz, W., Moinuddin, M., Adil, S. H., Al-Saggaf, U. M., ... & Malik, A. S. (2019). Investigating Neurofeedback Protocols for Stress Mitigation: A Comparative Analysis of Different Stimulus Contents. IEEE Access, 7, 141021-141035.
Kober, S. E., Reichert, J. L., Schweiger, D., Neuper, C., & Wood, G. (2016). Effects of a 3D virtual reality neurofeedback scenario on user experience and performance in stroke patients. In International Conference on Games and Learning Alliance (pp. 83-94). Springer.
Hudak, J., Blume, F., Dresler, T., Haeussinger, F. B., Renner, T. J., Fallgatter, A. J.,... & Ehlis, A. C. (2017). Near-infrared spectroscopy-based frontal lobe neurofeedback integrated in virtual reality modulates brain and behavior in highly impulsive adults. Frontiers in human neuroscience, 11, 425.
Orakpo, N., Vieux, U. & Castro-Nuñez, C. (2021). Case Report : Virtual Reality Neurofeedback Therapy as a Novel Modality for Sustained Analgesia in Centralized Pain Syndromes. Frontiers in Psychiatry, 12, 3-7. 
Othmer, S. & Kaiser, D. (2000). Implementation of Virtual Reality in EEG Biofeedback. Cyberpsychology and Behaviour, 3 (3), 415-420. 

 

„Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass mein Sohn Andreas mal ein Bücherwurm werden wird, hätte ich ungläubig den Kopf geschüttelt“

06. Mai 2021

Der folgende Artikel erschien am 06. Mai 2021 in der VdK Zeitung. Der Sozialverband VdK Deutschland e.V. ist mit über zwei Millionen Mitgliedern der größte und am stärksten wachsende unabhängige Sozialverband Deutschlands. Die VdK Zeitung ist mit 1,7 Millionen Exemplaren pro Ausgabe die auflagenstärkste Mitglieder-Zeitschrift Deutschlands.

Wir freuen uns, dass wir Ihnen den vollständigen Artikel im Folgenden mit freundlicher Genehmigung der Redaktion zur Verfügung stellen können. Den Text finden Sie zudem auch auf der Webseite des VdK.

 

Gehirntraining mit Neurofeedback. Mit dieser Therapie lernen Menschen mit ADHS, Autismus oder Demenz, entspannter und aufmerksamer zu sein

Im Rahmen der Neurofeed­back-Therapie kann das Gehirn mit der Unterstützung eines Computers trainieren, ruhig und gleichzeitig konzentriert zu sein. Die Behandlungsmethode, die hierzulande noch relativ unbekannt ist, hat sich bei unterschiedlichen Erkrankungen und Störungen bewährt, etwa bei Demenz, Migräne, Tinnitus, ADHS und Autismus.

Gernot Wührer with his patient

„Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass mein Sohn Andreas* mal ein Bücherwurm werden wird, hätte ich ungläubig den Kopf geschüttelt“, erzählt Susanne Lenz* aus dem Münchner Umland. Denn der 13-Jährige hat eine Lese-¬Rechtschreib-Störung. „Andreas ist Legastheniker. Er hat Schwierigkeiten, die Wörter eines Textes schnell richtig zu erfassen. Sein Gehirn baut irgendwo Fehler ein“, erklärt Susanne Lenz. Bevor der Schüler vor einem Jahr mit dem Neurofeed¬back-Training begonnen hatte, bereitete ihm das Lesen große Probleme. Heute erlebt die Mutter ihren Sohn regelrecht als Leseratte.


Nicht nur beim Lesen, sondern auch im sozialen Bereich macht Andreas dank der computer¬unterstützten Neurofeed¬back-Therapie Fortschritte. Denn Andreas ist Autist. „Ich beobachte, dass er Menschen gegenüber offener geworden ist“, sagt die Mutter.


Wirksame Ergänzung


Susanne Lenz ist wegen der Behinderung ihres Sohnes mit ihm in einer Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Behandlung. Dass dort auch Neurofeed¬back-¬Therapeut Gernot Wührer arbeitet, war für die Mutter ein glücklicher Zufall, weil man mit Gesprächstherapie schwer an ihren Sohn herangekommen ist. „Die Psychia¬terin hat Familie Lenz empfohlen, sich an mich zu wenden“, erzählt der Diplom-Psychologe. Er bringt die Wirkung der Behandlung auf den Punkt: „Das Gehirn lernt, sich selbst besser zu regulieren und einen je nach Situation angemessenen Zustand einzunehmen.“ Die Methode sei eine wirksame Ergänzung zu anderen Behandlungen.


Bevor die Therapie beginnt, wird ein ausführliches Anamnese-Gespräch geführt. Dann wird ein Behandlungsplan für das Neurofeedback aufgestellt. Bei Andreas Lenz habe Gernot Wührer zunächst mit Beruhigung und Konzentration angefangen. Dann kamen schrittweise die Themen Lesen und Schreiben, später der sozial-emotionale Bereich hinzu.


Der 47-Jährige beschreibt, wie eine Sitzung abläuft: „Wenn der Patient sitzt, werden Elektroden auf den Kopf geklebt. Diese werden mit einem Verstärker verbunden, damit die Gehirnaktivität auf dem Bildschirm dargestellt werden kann. Das spürt man nicht. Es wird kein Strom in das Gehirn eingegeben“, beruhigt der Experte. Das Feedback soll Spaß machen: Man kann einen Film anschauen oder ein Videospiel machen. „Diese zeigen dem Patienten in Echtzeit, was das Gehirn gerade tut“, betont der Therapeut.


Ein Beispiel: „Kinder mit ADHS oder Menschen mit Demenz im fortgeschrittenen Stadium sind unruhig und können sich nicht konzentrieren. Das Ziel ist daher, dass das Gehirn aufmerksam und entspannt ist. In einer solchen Frequenz ist das Bild klar. Wenn das Gehirn unruhig ist, wird das Bild verschwommen.“ Das Gehirn lernt so anhand der Rückmeldung der eigenen Aktivität automatisch, seine Selbstregulationsfähigkeit zu verbessern, also möglichst aufmerksam und entspannt zu bleiben. „Sogar dann noch, wenn der Demenzkranke nicht mehr sprechen kann und das Umfeld ihn nicht mehr versteht, kann das Neuro¬feed¬back helfen, ihn zu beruhigen“, weiß Wührer.
Die meisten Patienten, die zu ihm in seine Münchner Praxis kommen, sind Selbstzahler. Aber im Rahmen der Ergotherapie und Verhaltenstherapie ist Neurofeedback als Kassenleistung zugelassen, betont Gernot Wührer.

 

Über Gernot Wührer

Gernot Wührer ist Magister-Pädagoge, Diplom-Psychologe, Yoga-Lehrer und Sportpsychologe. Er hat über 20 Jahre Erfahrung im pädagogisch-therapeutischen Arbeiten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Er arbeitete insbesondere als Sozialkompetenz-Trainer für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung, Legasthenie-Therapeut sowie als Seminarleiter für Geschwisterkinder und pädagogische Fachkräfte. 
Er arbeitet seit 2017 mit ILF Neurofeedback und ist als Neurofeedback-Therapeut spezialisiert auf die Behandlung von Kindern mit Autismus, AD(H)S, Lernstörung, geistiger Behinderung und Sprachentwicklungsstörung sowie auf das Training von Leistungs- und Profisportlern.

Was ist Neurofeedback?

10. Oktober 2020

Neurofeedback ist eine Therapiemethode, die – ähnlich wie Biofeedbackmethoden – darauf beruht, physikalische Körperfunktionen zu erfassen und diese in Echtzeit durch geeignete Signale zurückzumelden. Da es beim Neurofeedback um das Gehirn geht, sind es hier EEG-Signale, die man für das Feedback nutzt. Neurofeedback wird vor allem in der Therapie eingesetzt, um die Selbstregulierungsfähigkeit zu verbessern. 

Biofeedback


 
Beim Biofeedback werden Körperfunktionen wie unter anderem der Puls, Hautleitwert oder auch Muskelspannung durch Sensoren erfasst und in Echtzeit durch Töne, Bilder oder Animationen erfahrbar gemacht. So können Fehlhaltungen, die zu schmerzhaften Verspannungen führen vermieden werden indem kontinuierlich die Muskelspannung erfasst wird und beispielsweise ein Ton daran erinnert, wieder eine korrekte Haltung einzunehmen. Mit der Zeit wird so trainiert, Körperfunktionen auf einem bestimmten Aktivitätsniveau zu halten oder dieses auch gezielt zu verändern.

 


Neurofeedback – Verbesserung der Selbstregulierungsfähigkeit des Gehirns


Beim Neurofeedback werden nun keine muskulären Körperfunktionen trainiert, sondern die Selbstregulierungsfähigkeit des Gehirns. Dazu werden an der Kopfoberfläche EEG-Signale abgeleitet. Auf Basis einer gründlichen Erhebung der Symptome des Patienten, werden bestimmte Frequenzbereiche der Gehirnaktivität gemessen und ausgewertet, um in Echtzeit das Feedback in Form einer Animation auf einem Bildschirm zu steuern. So bewegt sich beispielsweise eine Animation schneller, das Bild wird klarer oder eine Melodie hörbar. Durch diesen kontinuierlichen Prozess können Patienten lernen ihre Selbstregulationsfähigkeit zu verbessern. Insbesondere bei psychischen Erkrankungen können so oftmals damit verbundene begleitende Stresssymptome, Schlafstörungen oder Störungen des Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspektrums deutlich verbessert werden. 
 
Neurofeedback wird bei den verschiedensten Indikationen erfolgreich eingesetzt, angefangen mit Epilepsie und ADHS, hin zu Angststörungen, Migräne, Tinnitus und Autismus. Dies ist nur ein kleiner Auszug aus einer langen Listen von möglichen Anwendungsgebieten. 


 
Verweis auf weiterführende Artikel


 
Tan, G. et al. Meta-Analysis of EEG Biofeedback in Treating Epilepsy. Clin. Eeg Neurosci. 40, 1–8 (2009).
Arns, M., Ridder, S. de, Strehl, U., Breteler, M. & Coenen, A. Wirksamkeit der Neurofeedbackbehandlung bei ADHS : Auswirkungen auf Unaufmerksamkeit , Impulsivität und Hyperaktivität : eine Metaanalyse. Dtsch. Verband der Ergotherapeuten (2010).
Moore, N. C. A Review of EEG Biofeedback Treatment of Anxiety Disorders. Clin. EEG Neurosci. 31, 1–6 (2000).
Walker, J. E. QEEG-Guided Neurofeedback for Recurrent Migraine Headaches. Clinical EEG and Neuroscience 42, 59–61 (2011).
Stokes, D. A. & Lappin, M. S. Neurofeedback and biofeedback with 37 migraineurs: A clinical outcome study. Behav. Brain Funct. 6, 1–10 (2010).
Güntensperger. Treatment of chronic tinnitus with neurofeedback. (2018). doi:10.5167/uzh-158283
Holtmann, M. et al. Neurofeedback in autism spectrum disorders. Dev. Med. Child Neurol. 53, 986–993 (2011).
 

Studie zeigt: ILF Neurofeedback führt zur signifikanten Verbesserung von Impulskontrolle und Aufmerksamkeit bei Kindern mit ADHS

22. März 2021

Im Rahmen der Studie - die in Kooperation mit dem Neurofeedback Netzwerk und einer Gruppe von kinder- und jugendpsychiatrischen Praxen in München durchgeführt wurde - erhielten 251 AD(H)S-PatientenInnen Neurofeedback. Vor Beginn und nach Beendigung der Therapie erfolgte eine Aufmerksamkeitstestung. Ein Vergleich der Testergebnisse zeigt, dass Aufmerksamkeit und Impulskontrolle sich signifikant verbesserten, ebenso berichten die PatientenInnen eine Verbesserung der AD(H)S Symptome. 

Ein ausführlicher Artikel zu der Studie ist im Mai 2020 in “neue AKZENTE” Heft Nr. 115 (ADHS Deutschland e.V.) erschienen. 

Zitation: Mackert, J. (2020). Neurofeedback bei AD(H)S – mit ILF-Neurofeedback die Aufmerksamkeit verbessern. neue AKZENTE 115(1), 8-12. 
PDF Version über Researchgate 

 

Die Diagnose AD(H)S


Etwa fünf Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter leiden unter AD(H)S. Sie zeigen  situationsübergreifend Symptome von Unaufmerksamkeit, Impulsivität und ggf. Hyperaktivität, die zum Teil erheblichen Leidensdruck verursachen. In der Regel ist diese Erkrankung auch mit funktionellen Beeinträchtigungen assoziiert und es kommt insbesondere in den Bereichen Schule und Ausbildung häufig zu Problemen. Betroffene und deren Eltern sind auf der Suche nach effektiven Behandlungsmethoden, insbesondere solchen, die ohne den Einsatz von Psychopharmaka anhaltende Behandlungserfolge bringen. 

 

AD(H)S und Neurofeedback


Da neurologische und psychiatrische Erkrankungen mit spezifischen Veränderungen in der Gehirnaktivität einhergehen (Hammond, 2019), kann Neurofeedback - eine nichtinvasive EEG-basierte und computergestützte Therapiemethode - eine sinnvolle Behandlungsoption sein. Mit Neurofeedback können dem Patienten bestimmte Komponenten der eigenen Gehirnaktivität in Echtzeit visualisiert werden. Diese visuellen Reize stellen ein Feedback-Signal dar, welches von den optischen Hirnzentren dekodiert werden kann. Ausgehend von der Visualisierung der Gehirnaktivität, können - je nach Therapieziel - verschiedene Trainingsmodule ansetzen. 

 

 

Funktionsweise Neurofeedback
München-Studie Neurofeedback bei ADHS Bewertung
München-Studie_Ergebnisse


In dieser Studie wurde das Infra-Low-Frequency (ILF) Neurofeedback angewendet, welches das Gehirn insbesondere mit Anteilen seiner Aktivitäten konfrontiert, die im besonders niedrigen Frequenzbereich liegen. Durch die Platzierung der Elektroden auf der Kopfhaut oberhalb bestimmter assoziativer Hirnareale können dem Gehirn bis zu 15 verschiedene Parameter der Aktivität rückgemeldet werden, um die Änderungen seiner inneren Zustände zu spiegeln und die Veränderungsarbeit auf unbewusster Ebene anzustoßen (Wiedemann, 2015). Bereits seit den 80er-Jahren zeigen klinische Studien mit AD(H)S-Patienten, dass sich durch Neurofeedback verschiedene Parameter der Aufmerksamkeit und Impulskontrolle sowie schulische Leistungen signifikant verbessern (Lubar & Lubar, 1985; Kaiser & Othmer, 2000; Sasu & Othmer, 2015). Folgestudien bestätigen zudem eine anhaltende Verbesserung der Aufmerksamkeit und auch der schulischen Leistungen sechs und 24 Monate nach Beendigung der Neurofeedback-Therapie (Gani, Birbaumer & Strehl, 2008; Van Doren et al., 2018). Dass eine Behandlung mit Neurofeedback dauerhafte und vergleichbare Effekte wie die Behandlung mit Stimulanzien wie Methylphenidat (Ritalin) bringt, konnte in neueren Arbeiten nachgewiesen werden (Fuchs et al., 2003.; Monastra et al., 2002; Rossiter, 2004). 

 

Die Studie 


Ziel dieser multizentrischen Beobachtungsstudie war es zu untersuchen, ob ILF Neurofeedback eine therapeutisch relevante Behandlungsoption für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit AD(H)S darstellt. Im Zeitraum von Januar 2015 bis September 2017 wurden 251 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (7-21 Jahre) mit einer AD(H)S-Diagnose begleitet, die in einem Zeitraum von 15 Wochen etwa 30 Sitzungen Neurofeedback erhielten, was der empfohlenen Frequenz von zwei Sitzungen pro Woche entspricht. Die PatientInnen nahmen jeweils vor und nach der NeurofeedbackTherapie an einem spezifischen Test zur Erfassung verschiedener Parameter der Aufmerksamkeit und Impulskontrolle teil und bewerteten zudem auch die Schwere ihrer Symptome.

Für das ILF-Neurofeedback wurden EEG-NeuroAmp®-Systeme der Firma BEE Medic genutzt. Das angewendete Behandlungsprotokoll entsprach der evidenzbasierten Methode nach Othmer, bei der die Elektrodenplatzierung und Trainingsfrequenzen (<0.1 Hz) individualisiert festgelegt werden (Othmer, 2017). Die Testung der Aufmerksamkeit und Impulskontrolle wurde mit dem ContinuousPerformance-Test (QIKtest) durchgeführt, welcher die Aufmerksamkeit in vier Variablen (Reaktionszeit, Variabilität der Reaktionszeit, Auslassungsfehler und Kommissionsfehler) erfasst.

In die Auswertung wurden die Vorher- und Nachher-Testdaten von n=196 TeilnehmerInnen (21% = weiblich, 79% = männlich, Durchschnittsalter =  12,06). Tabelle 1 zeigt die gemessenen prä-post Werte in den vier Variablen der Aufmerksamkeitstestung sowie (signifikante) Unterschiede. 

Die Auswertungen des Aufmerksamkeitstests zeigt eine signifikante Verbesserung aller vier Parameter nach der Neurofeedback Therapie. Dies lässt darauf schließen, dass jene zu einer verbesserten Selbstregulation des Gehirns beiträgt. Im Schnitt reagierten die PatientInnen schneller, die Variabilität in der Reaktionszeit war geringer und auch die Anzahl der Fehler ging signifikant zurück. Dies zeigt sich insbesondere bei den Commissionsfehlern: die TeilnehmerInnen zeigten also nach der Neurofeedback Therapie signifikant seltener ein impulsives Antwortverhalten. 

97% der PatientInnen berichten außerdem subjektiv von einer Verbesserung von Symptomen nach der Neurofeedback Behandlung. Nur 3% der PatientInnen gaben an, im Vorher-Nachher-Vergleich keine Verbesserung in den Symptomen wahrgenommen zu haben.

 

Besonders starke Veränderungen in der Bewertung zeigen sich bei den Symptomen Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit. Diese werden von den PatientInnen nach der Neurofeedback Therapie deutlich weniger schwer bewertet. 

 

Studienergebnisse und Implikationen


Die Ergebnisse legen nahe, dass sich nach etwa 30 Neurofeedback Sitzungen Aufmerksamkeit, Daueraufmerksamkeit und Impulskontrolle der PatientInnen signifikant verbessert hatten. Ebenso konnte die wahrgenommene Stärke der Symptome stark reduziert werden. Der therapeutische Nutzen des ILF Neurofeedback kann basierend auf diesen Ergebnissen als sehr gut bewertet werden. Dies spricht dafür, dass eine ILF-Neurofeedback Therapie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit AD(H)S ein sinnvoller Therapiebaustein sein kann. Die Rückmeldungen von Seiten der PatientInnen sowie deren Eltern waren durchweg positiv. Auch die behandelnden TherapeutInnen bewerten die Behandlungsmethode sowie die Veränderungen ihrer PatientInnen als sehr positiv. Diese vielversprechenden Ergebnisse motivieren zu weiterer Forschung zu ILF-Neurofeedback in der Behandlung von AD(H)S. Insbesondere solche, die über die Limitation dieser Beobachtungsstudie hinausgehen und beispielsweise interventionellen Charakter haben, eine Kontrollgruppe und weitere validierte Erhebungsinstrumente zu Parametern von Aufmerksamkeit, Impulskontrolle et. - auch als Validitätskriterien- umfassen. Studien, die Neurofeedback vergleichend zu anderen Therapieverfahren und/oder die Langzeitwirkung der Effekte einer Neurofeedback Therapie untersuchen, wären ebenfalls interessant.  Obwohl die Ergebnisse aus der vorliegenden Beobachtungsstudie nur begrenzt generalisierbar sind, so zeigen sie anhand einer recht großen Stichprobe, dass eine subjektive und behaviorale Verbesserung von Symptomen durch die ILF-Neurofeedback Therapie bei Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S möglich ist. ILF-Neurofeedback kann dabei als nichtmedikamentöse, nicht-invasive und schmerzfreie Behandlungsoption die Therapiemöglichkeiten bei AD(H)S, bereichern. 

 


Quellen 

Fuchs, T., Birbaumer, N., Lutzenberger, W., Gruzelier, J. H. & Kaiser, J. (2003). Neurofeedback Treatment for AttentionDeficit/Hyperactivity Disorder in Children: A Comparison with Methylphenidate. Applied Psychophysiology and Biofeedback, 28 (1), 1-12.
Gani, C., Birbaumer, N. & Strehl, U. (2008). Long term effects after feedback of slow cortical potentials and of theta-betaamplitudes in chindren with attention-deficit/hyperactivy disorder (ADHD). International Journal of Bioelectromagnetism, 10 (4), 209-232. 
Hammond, D. C. (2019). Integrating Clinical Hypnosis and Neurofeedback. American Journal of Clinical Hypnosis, 61(4), 302- 321. 
Kaiser, D.A. & Othmer, S. (2000). Effect of Neurofeedback on Variables of Attention in a Large Multi-Center Trial. Journal of Neurotherapy, 4 (1), 5-15. 
Lubar, J.O. & Lubar, J.F. (1984). Electroencephalographic Biofeedback of SMR and Beta for Treatment of Attention Deficit Disorders in a Clinical Setting. Biofeedback and Self-Regulation, 9 (1), 1-23. 
Monastra, V. J., Monastra, D. M. & George, S. (2002). The Effects of Stimulant Therapy, EEG Biofeedback and Parenting Style on the Primary Symptoms of Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder. Applied Psychophysiology and Biofeedback, 27 (4), 231-249. 
Othmer, S. (2017) Protocol guide ILF HD-module 6th Edition. Woodland Hills CA: EEG Institute.
Rossiter, T. (2004). The Effectiveness of Neurofeedback and Stimulant Drugs in Treating AD/HD. Applied Psychophysiology and Biofeedback, 29 (4), 233-243. 
Sasu, R. & Othmer, S. (2015). Neurofeedback in Application to the ADHD spectrum. In Hanno W. Kirk (Hsg.) Restoring the Brain: Neurofeedback as an Integrative Approach to Health. (S.231-260). Boca Raton, Florida: CRC Press.
Van Doren, J., Arns, M., Heinriich, H., Vollebregt, M. A., Strehl, U. & Loo, S. K. (2018). Sustained Effects of Neurofeedback in ADHD: a Systematic Review and Meta-Analysis. European Child & Adolescent Psychiatry, doi: 10.1007/s00787-018- 1121-4. 
Wiedemann, M. (2015). Infra Low Frequency (ILF-) Neurofeedback. In K.-M. Haus, C. Held, A. Kowalski, A. Krobholz, M. Nowak, E. Schneider, G. Strauß & M. Wiedemann, Praxisbuch für Biofeedback und Neurofeedback (2. Auflage), 91- 115. Berlin, Heidelberg: Springer. 

 

Wie Neurofeedback das Erinnerungsvermögen verbessern kann

18. März 2021

In dem heutigen Blogpost geht es um … ähm… lassen Sie mich nachdenken...Ach ja! Vergesslichkeit. Wir alle kennen das: Termin beim Zahnarzt vergessen, das Auto auf dem Parkplatz suchen müssen und der Geburtstag von Oma war… gestern - vergessen. 

Warum wir Dinge vergessen und wie Neurofeedback das Erinnerungsvermögen verbessern kann, erklären wir in diesem Blogpost. Dabei gehen wir auch auf eine Studie der Universität des Saarlandes ein, in der mit mehrtägigem Neurofeedback Training das Erinnerungsvermögen von Testpersonen langfristig verbessert werden konnte.

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Warum vergessen wir Dinge? 


Die Frage scheint trivial, die Antwort ist es jedoch nicht. Vergessen wird oftmals als Gegenstück zum Erinnern und Fehlleistung des Gehirns wahrgenommen, dabei ist Vergessen eine elementare Hirnleistung. Um uns an verändernde Umweltbedingungen anzupassen, müssen wir Neues lernen, aber eben auch Altes vergessen oder Umlernen. Über den Mechanismus des Vergessen lernen wir, Unwichtiges von Wichtigem zu trennen.

Wir vergessen im übrigen nicht nur nur deklarative Fakten und episodische Inhalte unseres Gedächtnis - beispielsweise Wissen aus der Schulzeit oder Erinnerungen an unseren ersten Geburtstag - besonders bei der Sinneswahrnehmung ist das Löschen von Eindrücken wichtig, um einen funktionierende Wahrnehmung des Hier und Jetzt zu gewährleisten. Es wäre wenig dienlich, wenn wir einen alten Sinneseindruck ewig lang in unserem Sinnessystem speichern - vielmehr erfolgt die Speicherung nur etwa 0,25 Sekunden lang, bis die Information das Gehirn erreicht hat, dann muss der alte Sinneseindruck von einem neuen überschrieben werden, um die zeitgerechte Wahrnehmung der Umwelt und die rechtzeitige Wahrnehmung eventueller Gefahren sicherzustellen.

 

Vergessen “als Spamfilter”


Vergessen ist ein aktiver Prozess, der sich quasi wie ein Spamfilter über unsere Wahrnehmung legt und uns hilft, den Eindruck wahrzunehmen, oder die Erinnerung aufzurufen, die wir brauchen. Das Vergessen unterdrückt dabei den “Spam” in der jeweiligen Situation, also verwandte Eindrücke oder irrelevantes Wissen. Aber- könnte man jetzt einwenden - wir vergessen doch auch Dinge, die wichtig sind, wie zum Beispiel den Zahnarzttermin. Das ist richtig, denn es kann beim Prozess des Vergessen, wie übrigens auch beim Lernen - Stichwort maladaptives Verhalten, Sucht - dazu kommen, dass unserem Spamfilter Fehler unterlaufen und eine wichtige Information nicht richtig eingeordnet wird - vielleicht weil während wir den Zahnarzt Termin ausgemacht haben, zeitgleich ein anderer wichtiger Sinneseindruck (Türklingeln) unser System gestört und so die Speicherung und Trennung von Wichtig und Unwichtig durcheinander gebracht hat. 

 

Das “Synapsensterben” in jungen Jahren

 

Hirnorganisch gibt es für die Wichtigkeit von Vergessen auch ein eindeutiges Korrelat: das sogenannte “Synpasensterben” in der Pubertät: ein Erwachsener verfügt über deutlich weniger Synapsen - neuronale Verbindungen zwischen Nervenzellen - als ein Kind. Das Gehirn “vergisst” in der Entwicklung also bewusst Dinge, bzw. dünnt die Anzahl an Nervenverbindungen aus, um die Verarbeitung effizienter zu machen. Was nicht vernachlässigt werden sollte: das menschliche Gehirn und dessen exekutive Funktionen sind nicht unendlich, sondern in der Kapazität begrenzt - umso wichtiger ist es, die vorhandenen Strukturen und Speicherkapazitäten optimal auszunutzen und jene Dinge zu lernen, zu widerholen und zu erinnern, die für die geltenden Umweltbedingungen adaptiv sind.

Dabei sind ForscherInnen sich jedoch nicht einig, ob wir Gedächtnisinhalte, die wir vergessen wirklich verlieren, oder ob nur der Zugang zu diesen Inhalten erschwert wird. Spannend ist auch, dass wir Erinnerungen bei jedem Abruf verändern können - und dass es Erinnerungen gibt, bei denen dies nicht möglich ist. PatientInnen, die unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, können beispielsweise die traumatische Erinnerung, die in ihrem Gedächtnis wie schreibgeschützt gespeichert ist, nicht ohne weiteres verändern - auch der Spamfilter ist hier nicht immer aktiv - ein Trigger oder eine Assoziationen können Flashbacks auslösen, auch weil sich die Erinnerung an das Trauma - nicht zuletzt aufgrund der Beteiligung von Amygdala und Angstgedächtnis - sehr tief in das Gehirn “einbrennt” und Inhalte, die mit der traumatisierenden Situation assoziiert sind, möglichst genau und nachhaltig gespeichert werden. Wie gut man sich erinnern kann, hängt also auch davon ab, wie gut man vergisst. 

 

Neurofeedback und das Erinnerungsvermögen - Theta-Aktivität lässt sich individuell trainieren


Ein Team von Experimentelle NeuropsychologInnen der Universität des Saarlands untersuchte in einer Studie mit 17 Probanden, inwiefern das Erinnerungsvermögen durch ein spezifisches Neurofeedback Training verbessert werden konnte. Unter Anwendung eines eigens entwickelten Neurofeedbacks Protokolls trainierten die Probanden durch visuelle Rückmeldung ihrer Gehirnaktivität, vermehrt Theta Wellen (4-8 Hz) zu produzieren, die durch vorangegangene Forschung mit entspannten Wachzuständen oder Flow-Erleben assoziiert werden. Zeigten die Probanden hohe Theta-Aktivität, nahm die Geschwindigkeit einer Achterbahn, die sie auf dem Bildschirm vor ihnen sahen; ein geringer Anteil von Theate Wellen führte dazu, dass die Achterbahn stillstand. Die Probanden trainierten in insgesamt sieben Sitzungen je 30 min über 11 Tage mit Neurofeedback; die 18 Probanden in der Kontrollgruppe erhielten während der Sitzungen Rückmeldungen über zufällig ausgewählte Frequenzen ihres EEG, eine Art Placebo oder Sham Neurofeedback. 

Während die Trainingsgruppe ab der dritten Sitzung deutlich mehr Theta-Aktivität zeigte (Theta-Zunahme von 10-15% je Proband), war bei der Kontrollgruppe kein Anstieg der Theta-Aktivität feststellbar. Die Autoren schlossen daraus, dass die Probanden mit ihrem Trainingsprotokoll lernen konnten, die Theta-Wellen hochzuregulieren; sich also die eigene Theta-Aktivität durch Neurofeedback-Training individuell trainieren lässt.

 

Erhöhte Ausprägung der Theta-Wellen zeigt Verbesserung der Gedächtnisleistung

 

Anschließend untersuchten die ForscherInnen die Auswirkung der erhöhten Theta-Aktivität auf das langfristige Erinnerungsvermögen. Probanden beider Gruppen lösten an drei verschiedenen Terminen - jeweils einen Tag nach dem ersten NFB Training, einen Tag nach der letzten NFB Sitzung und 13 Tage nach der letzten Sitzung, eine Gedächtnisaufgabe. In der Aufgabe wurde sowohl das Erinnerungsvermögen, als auch der Erinnerungskontext beachtet. Den ProbandInnen wurden 200 Wörter (zu jedem der 3 Testzeitpunkte wurden hier neue Worte gewählt) präsentiert, sie sollten jeweils angeben, ob dies Worte lebendige Objekte beschreiben oder ob sie ihnen angenehm erscheinen. In einem anschließend durchgeführten Gedächtnistest wurden die zuvor gelernten Wörter zusammen mit einigen neuen Wörtern präsentiert. Schätzten die Probanden ein Wort als zuvor gesehen ein, wurden sie gefragt, in welchem Kontext (also mit der Frage nach lebendig oder angenehm) es zuvor präsentiert worden war. 

Probanden, die zuvor das Neurofeedback Training erhalten und so die Ausprägung ihrer Theta-Wellen erhöht hatten, zeigten eine klare Verbesserung ihrer Gedächtnisleistung. Nach dem Neurofeedback Training konnten sie  mehr Worte wiedererkennen und dem richtigen Kontext zuordnen. Diese Verbesserung war nicht nur kurzfristiger Natur: auch bei Wiederholung des Tests 13 Tage nach der letzten Neurofeedback Sitzung konnte eine langfristige Verbesserung des Erinnerungsvermögens und des Erinnerungskontexts, registriert werden. Die individuelle Verbesserung in dem Gedächtnistest hing dabei mit der individuellen Zunahme der Theta-Aktivität im Neurofeedback Training zusammen. 


Zu beiden Testzeitpunkten nach dem Neurofeedback Training, insbesondere aber bei Testung 13 Tage nach der letzten Sitzung, erzielten Probanden der Trainingsgruppe absolut gesehen bessere Ergebnisse als Probanden der Kontrollgruppe, während die Ergebnisse im Pre-Test vergleichbar waren. Ein weiteres Indiz dafür, das bessere Erinnerungsvermögen der Trainingsgruppe auf die Effekte des Neurofeedback Trainings zurückzuführen. Diese Forschungsarbeit wurde mit jungen und gesunden Probanden durchgeführt, bildet jedoch die Grundlage, um zukünftig die Verbesserung des Erinnerungsvermögen durch Neurofeedback - möglicherweise auch mit anderen Verfahren als dem Theta-Frequenztraining-  an PatientInnen mit pathologischen Erinnerungsleistungen und Problemen mit dem Gedächtnis zu untersuchen. 


In jedem Fall legen die Ergebnisse nahe, die Möglichkeiten von Neurofeedback Training zur Verbesserung des Erinnerungsvermögens weiter zu untersuchen. Auch in aktuelle Behandlungen kann - bei entsprechend vorliegender Symptomatik - die Verbesserung des Erinnerungsvermögens als Behandlungsziel eingehen. 


Literatur: 
Studie:  Eschmann, K. C., Bader, R., & Mecklinger, A. (2020). Improving episodic memory: Frontal-midline theta neurofeedback training increases source memory performance. NeuroImage, 222, 117219. 

 

Wenn Sie noch mehr darüber erfahren möchten, warum wir vergessen, empfehlen wir Ihnen diesen Artikel von Spektrum.de

Eine kurze Buchbesprechung: „Neurofeedback. Theoretische Grundlagen - Praktisches Vorgehen - Wissenschaftliche Evidenz“

17. November 2020

Sieben Jahre nach Veröffentlichung der Erstausgabe ist in diesem Jahr die 2. Edition von Ute Strehls Buch „Neurofeedback“ im Kohlhammer-Verlag erschienen. Einige Kapitel aus der ersten Ausgabe wurden überarbeitet, andere wiederum kamen komplett neu hinzu.

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Schon allein das Grundlagenkapitel steuert exzellent beschriebenes Basiswissen vom spontanen EEG bis hin zu neueren Neurofeedback-Verfahren bei. Der Autor dieser Kapitel Herbert Bauer versteht es dabei sehr gut die wichtigsten Punkte einfach und verständlich zu erklären. Auch wenn sich ILF Neurofeedback und damit die EEG Info-Produkte Kritik in Bezug auf zu wenig kontrollierte klinische Studien gefallen lassen müssen ist die Akzeptanz für ILF Neurofeedback spürbar. Insbesondere in den Anwendungsfällen ADHS und PTBS wird z.B. durch die Autoren Gunnar Ströhle, Stefanie Eiden und Klaus Werner Heuschen deutlich gemacht, wie wichtig diese Methode inzwischen für den täglichen Einsatz in Praxen ist.

Das vermittelte Wissen im zweiten Teil des Buches mit dem Titel „Störungen“ geht dabei weit über die Neurofeedback-Behandlung der genannten Indikationen hinaus. Der Leser lernt grundlegendes über die Störungen selbst und erfährt mehr über die Hintergründe und andere zum Teil pharmakologische Behandlungsansätze. Das Buch fokussiert sich stark auf Indikationen, für die es bereits eine wissenschaftliche Evidenz gibt. Neue Anwendungsgebiete sowie Wellness- und Lifestyle-Anwendung von Neurofeedback werden nicht behandelt. Die Herausgeberin honoriert trotzdem sehr deutlich, dass es sich bei Neurofeedback um ein Werkzeug handelt, welches in vielen Bereichen noch nicht erforscht ist und gibt der Methode eine ehrliche Chance. Allein deshalb bezeichnet sie selbst ihr Buch als „Work in Progress“. Wir dürfen also auf eine Fortsetzung in einigen Jahren hoffen.

Für Therapeuten ist sicherlich auch der dritte Teil „Praxis und Ausbildung“ ein wichtiger Leitfaden. Besonders gefällt uns, dass für den Einsatz der Methode Mut gemacht wird: beispielsweise schreibt Ernst Hohn in seinem Kapitel über den Einsatz in der Praxis:

„[...] heute, im Jahr 2019, ist es kein Problem mehr, im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung den Patienten diese Methode – unabhängig vom Störungstyp – zugutekommen zu lassen.“ (S. 283)

Tatsächlich ist neben der Abrechnung über die Ergotherapie, mit der Aufnahme von Neurofeedback als ergänzende Therapiemethode in die S3 Leitlinie zur Behandlung von ADHS eine Grundlage geschaffen worden, welche die Behandlung verschiedener Störungen in Zukunft mit Neurofeedback deutlich erleichtern dürfte. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Neurofeedbacks.

 

Weitere Details zum Buch:

ISBN / Artikel-Nr: 978-3-17-035601-6
Einbandart: kartoniert
Auflage: 2., erweiterte und überarbeitete Auflage
Seiten: 333
Illustrationen etc.: 49 Abb., 10 Tab.
Erschienen: 2020

Eine kurze Buchbesprechung zur 2. Auflage von "Restoring the Brain.Neurofeedback as an Integrative Approach to Health"

16. November 2020

Es ist an der Zeit! Die zweite Ausgabe von Restoring The Brain, herausgegeben von Hanno W. Kirk, erschien in diesem Jahr bei Taylor & Francis. Von vielen Fachleuten wurde das Update mit Spannung erwartet. Für das Buch konnte der Herausgeber wieder namhaften Anwender und Forscher aus dem Bereich des ILF Neurofeedback gewinnen, darunter auch Dr. rer. nat. Meike Wiedemann, Leiterin Lehre bei der BEE Medic GmbH.

In der zweiten Auflage finden sich einige bereits aus der ersten Auflage bekannten Kapitel. Mehr als die Hälfte der Beiträge wurde aber neu hinzugefügt oder zumindest grundlegend überarbeitet! Das Buch ist wieder übersichtlich in drei Teile unterteilt: Von den Grundlagen mit Fokus Theorie, Geschichte und Elektrophysiologie bis hin zur klinischen Anwendung und bestimmten Anwendungsgebieten und Indikationen.

Das Buch ist eine wichtige Lektüre für alle die mehr über den Hintergrund und aktuelle Forschung zu ILF Neurofeedback erfahren möchten. So sind beispielsweise die positiven Effekte des ILF Neurofeedback zwar durchaus bekannt. Im Kapitel "The Sleeping Brain: Neurofeedback and Insomnia" steuert P. Terrence Moore sehr fundiert neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema bei.

Und auch die Trauma-Forschung ist mit dem überarbeiteten Kapitel von Moica Dahl mit dem beeindruckendem Fallbeispiel von Jackie O., der nach einem Sanitätseinsatz im Irak und entsprechendem Trauma, erst Neurofeedback 2018 nach vielen Höhen und Tiefen geholfen hat.

"Two days after completing five HD ILF booster sessions, without any additional sessions, she reported that her wounds were completely closed, her slepp quality was restored, and she could fall asleep without alcohol or medications, with her sleep free of nightmares. (Seite 270)

Dies ist nur ein Beispiel von vielen Fallstudien, die in diesem ausgezeichneten Buch behandelt werden. Die einzige grundlegende Kritik ist, dass neben dem ILF Neurofeedback keine weiteren Neurofeedback-Verfahren in Betracht gezogen wurden. Allerdings wurde festgestellt, dass ILF Neurofeedback viele positive Effekte hat. Ein Buch mit klaren Fokus auf ILF Neurofeedback, dass seine Berechtigung hat und einen Platz bei jedem Neurofeedback-Interessierten finden sollte.

 

Weitere Details zum Buch:

Restoring the Brain
Neurofeedback as an Integrative Approach to Health

Edited by Hanno W. Kirk
2nd Edition
First Published 2020
eBook Published 12 February 2020
Pub. location New York
Imprint Routledge
DOI https://doi.org/10.4324/9780429275760
350 pages eBook ISBN 9780429275760
Language: English

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