Diese Fallstudie untersucht, wie sich eine Intervention mit ILF-Neurofeedback Training (ILF-NFT) auf die Symptomatik eines achtjährigen Patienten mit Dravet-Syndrom (DS), einer seltenen und stark beeinträchtigenden Form der Epilepsie, auswirken kann.
Schmidt, C.; Laugesen, H. (2023): Infra-low frequency training in Dravet Syndrome: a case study. Epilepsy and Behaviour reports. Science Direct; 1-10.
Die vollständige Studie können Sie hier lesen.
Hintergrund
Das Dravet-Syndrom (DS) ist eine seltene und schwere Form der Epilepsie, welche bei einem von 40.000 Epilepsie Patient:innen auftritt (Dhamija et al. 2014). Ausgelöst wird das Dravet-Syndrom durch die Mutation eines Gens, das für die Kodierung von Natriumkanälen im Zentralnervensystem verantwortlich ist. Diese genetische Mutation geht mit schwerwiegenden neurologischen Beeinträchtigungen in mehreren Gehirnbereichen einher (Wheless et al. 2020). Besonders herausfordernd für die DS-Patient:innen sind die häufig auftretenden epileptischen Anfälle,welche weitestgehend behandlungsresistent sind. Außerdem sind Schlafstörungen eine erhebliche Herausforderung bei DS. Darüber hinaus zeichnet sich DS durch ein hohes Maß an Heterogenität des EEGs aus. Nach dem internationalen Konsens zur Diagnose und Behandlung von DS sind die Therapiemöglichkeiten begrenzt. (Bureau/ Bernardina 2011). Dies hat zur Folge, dass nur selten Anfallsremissionen erreicht werden können, weswegen anhaltende Entwicklungsstörungen und Schlafprobleme wahrscheinlich sind (Wheless et al. 2020).
Klinisch wird im Rahmen einer DS-Erkrankung insbesondere die Kernsymptomatik therapiert. Allerdings gibt es trotz der zahlreichen pharmakologischen Behandlungsmöglichkeiten immer noch keine ausreichend wirksame Behandlung für DS-Patient: innen, um die neurologischen Entwicklungsstörungen, Schlafstörungen und epileptischen Anfälle zu reduzieren (Moore 2022; Lyons et al. 2020).
Fallstudie
In dieser Fallstudie wird eine 8-jährige DS-Patientin vorgestellt, die mit Fieberkrämpfen im Alter von 5 Monaten mit zunehmender Anfallshäufigkeit, bis zu 3 mal pro Woche und einer Anfallsdauer von bis zu 30 Minuten. Im Laufe ihrer Erkrankung wurden die epileptischen Anfälle zunehmend nicht ausschließlich durch Fieber ausgelöst, sondern auch durch niedrige Temperaturen, körperliche Aktivität sowie durch eine sensorische Stimulation. Bis zum Beginn der ILF-Neurofeedback Therapie hat die Patientin zunehmend Schlafprobleme und war in fünf Nächten pro Woche zwei bis vier Stunden pro Nacht wach. Im Rahmen einer neuropsychologischen Untersuchung in einem dänischen Epilepsie Krankenhaus wurde die psychische Entwicklung des Mädchens als um etwa ein Jahr verzögert eingeschätzt. Das Mädchen hat verschiedene pharmakologische Therapien ausprobiert, wodurch bereits erste Schädigungen der Leberfunktionen auftraten. Durch die Einnahme von Benzodiazepinen wurden ebenfalls lethargische Gemütszustände häufiger.