Die Rolle von Neurofeedback in der Behandlung von Menopause
Die Menopause rückt zunehmend in den Fokus der Gesellschaft. Im Durchschnittsalter von etwa 50 Jahren erleben die meisten Frauen erste Symptome der Menopause. Diese können je nach kulturellem, familiärem und sozialem Hintergrund variieren, ebenso wie in Abhängigkeit vom allgemeinen Gesundheitszustand und Wohlbefinden (Parazzini, 2006; Hu et al., 1999). Laut dem National Institute on Aging dauern die Symptome der Menopause im Durchschnitt zwischen 2 und 8 Jahren an. Die Ausprägung kann stark variieren und hängt sowohl von genetischen als auch von äußeren Faktoren wie Ethnie, Kultur, Lebensstil und Umwelt ab (National Institute on Aging, 2024).
Die Symptome sind vielfältig und umfassen Hitzewallungen, nächtliches Schwitzen, vaginale Trockenheit, Schlafstörungen, Depressionen, Angstzustände, Gedächtnisverlust, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen und Gewichtszunahme (Makara-Studzińśka et al., 2014). Jährlich kommen weltweit etwa 50 Millionen Frauen in die Menopause, was die hohe Verbreitung dieses Zustands verdeutlicht (Massart et al., 2001). Eine gängige Behandlung zur Linderung der Symptome ist die Hormonersatztherapie (Patel & Dhillo, 2021), aber auch Medikamente zur Linderung von Symptomen wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Depressionen werden häufig eingesetzt. Diese können jedoch Nebenwirkungen verursachen, weshalb alternative Methoden ohne unerwünschte Wirkungen gefragt sind.
Eine der Hauptursachen für menopausale Symptome ist der Rückgang des Östrogenspiegels im weiblichen Körper. Die Freisetzung von Östrogen wird im Gehirn reguliert, und das Gehirn steht auch in Wechselwirkung mit diesem Hormon. Es wurde gezeigt, dass mehrere Gehirnregionen auf Östrogen reagieren – darunter der Hypothalamus, der Neokortex, aber auch der Hippocampus und der Hirnstamm. Eine Veränderung des Östrogenspiegels beeinflusst somit auch die Gehirnfunktionen (Morrison et al., 2006), was zu zahlreichen neurologisch bedingten Symptomen führt.
Daher erscheint der Einsatz von Neurofeedback, das die Selbstregulationsfähigkeit des Gehirns verbessern kann, als vielversprechender Ansatz. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Neurofeedback bei verschiedenen der oben genannten Symptome helfen kann. In einer Veröffentlichung mit drei Fallstudien wurde gezeigt, dass ILF-Neurofeedback (Infra-Low Frequency) zur Linderung von depressiven Symptomen beitragen kann (Grin-Yatsenko et al., 2018). Zudem wurde Virtual-Reality-gestütztes ILF-Neurofeedback erfolgreich zur Behandlung von zentralisiertem Schmerz in Verbindung mit Schlaflosigkeit eingesetzt (Orakpo et al., 2022). Eine multizentrische Studie mit 196 Patientientinnen und Patienten in ambulanter Behandlung führte über etwa 30 Sitzungen pro Teilnehmenden ILF-Neurofeedback durch; kontinuierliche Leistungstests zeigten eine Verbesserung der Aufmerksamkeit (Schneider et al., 2021). Auch bei Angststörungen, die ein breites Spektrum an Symptomen umfassen, wurde Neurofeedback untersucht. Ein Überblick über Angst und Depression hob den positiven Einfluss von Neurofeedback auf diese Erkrankungen hervor (Hammond, 2005). Müdigkeit – häufig bei (post-)onkologischen Patient:innen und zunehmend auch als Bestandteil des Post-Covid-Syndroms anerkannt – war ebenfalls Gegenstand aktueller Forschung. Eine Pilotstudie mit 16 Teilnehmenden ergab, dass Neurofeedback helfen kann, mit Müdigkeit verbundenen Symptomen entgegenzuwirken.
Diese Studien zeigen, dass Neurofeedback eine effektive Therapieoption für verschiedene Erkrankungen sein kann. Da viele dieser Beschwerden – wie Depressionen, Angst, Schlaflosigkeit und Müdigkeit – auch typische Symptome während der Menopause sind, bietet Neurofeedback auch für Frauen in den Wechseljahren eine vielversprechende unterstützende Behandlungsmöglichkeit. Besonders ILF-Neurofeedback erscheint als geeignete Methode, da es symptomorientiert arbeitet.
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Dr. Dawn Harris, Gründerin und CEO der Kedras Clinics, arbeitet seit Jahren erfolgreich mit Neurofeedback. In einem Artikel teilt sie ihre Erfahrungen, wie Neurofeedback auch zur Bewältigung von Menopausen-Symptomen eingesetzt werden kann.
Quellen:
Grin-Yatsenko, V., Othmer, S., Ponomarev, V., Evdokimov, S., Konoplev, Y., & Kropotov, J. (2018). Infra-Low Frequency Neurofeedback in Depression: Three case studies. NeuroRegulation, 5(1), 30–42. https://doi.org/10.15540/nr.5.1.30
Hammond, D. C. (2005). Neurofeedback treatment of depression and anxiety. Journal of Adult Development, 12(2–3), 131–137. https://doi.org/10.1007/s10804-005-7029-5
Hu, F. B., Grodstein, F., Hennekens, C. H., Colditz, G. A., Johnson, M., Manson, J. E., Rosner, B., & Stampfer, M. J. (1999). Age at natural menopause and risk of cardiovascular disease. Archives of Internal Medicine, 159(10), 1061. https://doi.org/10.1001/archinte.159.10.1061
Makara-Studzińśka, M. T., Kryś-Noszczyk, K. M., & Jakiel, G. (2014). Epidemiology of the symptoms of menopause – an intercontinental review. Menopausal Review, 3, 203–211. https://doi.org/10.5114/pm.2014.43827
Massart, F., Reginster, J. Y., & Brandi, M. L. (2001). Genetics of menopause-associated diseases. Maturitas, 40(2), 103–116. https://doi.org/10.1016/s0378-5122(01)00283-3
Morrison, J. H., Brinton, R. D., Schmidt, P. J., & Gore, A. C. (2006). Estrogen, menopause, and the aging brain: How basic neuroscience can inform hormone therapy in women. Journal of Neuroscience, 26(41), 10332–10348. https://doi.org/10.1523/jneurosci.3369-06.2006
National Institute on Aging (2024). What is Menopause. https://www.nia.nih.gov/health/menopause/what-menopause#:~:text=Symptoms%20related%20to%20menopause%20can,culture%2C%20lifestyle%2C%20and%20environment.
Orakpo, N., Yuan, C., Olukitibi, O., Burdette, J., & Arrington, K. (2022). Does virtual reality feedback at Infra-Low frequency improve centralized pain with comorbid insomnia while mitigating risks for sedative use disorder?: a case report. Frontiers in Human Neuroscience, 16. https://doi.org/10.3389/fnhum.2022.915376
Parazzini, F. (2006). Determinants of age at menopause in women attending menopause clinics in Italy. Maturitas, 56(3), 280–287. https://doi.org/10.1016/j.maturitas.2006.09.003
Patel, B., & Dhillo, W. S. (2021). Menopause review: Emerging treatments for menopausal symptoms. Best Practice & Research Clinical Obstetrics & Gynaecology, 81, 134–144. https://doi.org/10.1016/j.bpobgyn.2021.10.010
Schneider, H., Riederle, J., & Seuss, S. (2021). Therapeutic Effect of Infra-Low-Frequency Neurofeedback Training on Children and Adolescents with ADHD. In Artificial intelligence. https://doi.org/10.5772/intechopen.97938