Rustam Yumash
Profil
Rustam ist Experte für hirnbasierte Therapien mit Schwerpunkt auf alternativen und natürlichen Ansätzen. Nach Abschluss des Medizinstudiums in seiner Heimatstadt Ufa in der Republik Baschkortostan in der Nähe des Süduralgebirges begann Rustam seine Karriere in der Neurologie. Es waren jedoch seine eigenen Erfahrungen mit einer zerebralen Gefäßentzündung und intensiven Kopfschmerzen, die seine Leidenschaft für die Gehirnforschung entfachten.
Rustam ist der Ansicht, dass viele Gesundheitszustände mit mehreren Faktoren zusammenhängen und auf biologischer, psychologischer und sozialer Ebene behandelt werden müssen. Er hat Erfahrung in der Arbeit mit unbewussten emotionalen und gedanklichen Mustern, die durch Gesprächstherapie nicht leicht zugänglich sind. Rustam bezieht Biofeedback der Herzfrequenzvariabilität, Atemtechniken und Kurse in integrativer Tiefenpsychotherapie in seinen Ansatz ein, der es ihm ermöglicht, die richtige Atmung zu finden und tiefe Entspannungszustände zu erreichen.
Rustam begann vor 13 Jahren mit Infra Low Frequency Neurofeedback zu arbeiten. Rustam hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Anwendung von Elektroenzephalographie (EEG) in der klinischen Arbeit in Australien, einschließlich quantitativer Elektroenzephalographie und ereigniskorrelierter Potenziale. Er arbeitete unter der Anleitung prominenter Experten wie Prof. Juri Kropotov vom Human Brain Institute, um vielen Kliniken bei der Einführung dieser fortschrittlichen Methodik zu helfen. Rustam hat das Brain Mind & Memory Institute gegründet und mehrere Workshops, Webinare und Konferenzen organisiert.
Erfahrungen mit Neurofeedback
- arbeitet mit Neurofeedback seit 2010
Kursportfolio
- Grundkurse
- Neurofeedback Infotage
Sprachen
- Englisch
Neurofeedback Infotag 25.05.2024 in Hamburg
Sie interessieren sich für Neurofeedback, möchten sich aber vor einer Investition in einen Kurs und ein System unverbindlich informieren? Die kostenlosen Neurofeedback Infotage der BEE Medic GmbH sind hierfür die ideale Möglichkeit.
Im Rahmen der etwa vierstündigen Veranstaltung, erhalten Sie durch eine erfahrene Dozentin einen fundierten Überblick zur Entwicklung des Neurofeedbacks, den Anwendungsgebieten und welche Möglichkeiten Neurofeedback heute, dank moderner Signalverarbeitung, eröffnet. Zudem besteht ausreichend Raum für all Ihre Fragen rund um Neurofeedback und es findet eine Neurofeedback-Live-Demo vor Ort statt.
Agenda
10.00 - 11.30 Vortrag über Neurofeedback
- Wie funktioniert Neurofeedback?
- Wo findet Neurofeedback Einsatz?
- Für welche Indikationen und Symptome eignet sich Neurofeedback?
- Wie unterscheiden sich die gängigen Neurofeedback-Verfahren?
- Wie wird Neurofeedback in der Praxis angewendet?
- Was sind die fachlichen und therapeutischen Anforderungen?
- Was sind die technischen Voraussetzungen?
11.30 - 12.00 Kaffeepause und Zeit für Austausch
12.00 - 14.00 Neurofeedback Demonstration, abschließende Diskussion sowie Zeit für Fragen
Nach der Infoveranstaltung
- Haben Sie einen fundierten Überblick zur Evidenz von Neurofeedback
- Wissen Sie, worin sich die wesentlichen Neurofeedback-Verfahren unterscheiden und wie effektives ILF Neurofeedback nach Othmer funktioniert
- Wissen Sie, wie Sie Neurofeedback in Praxis und Klinik einsetzen können und wie das Behandlungssetting aussieht
- Haben Sie viele neue Erkenntnisse und Hinweise zu Literatur und Studien, die Ihnen den weiteren Einstieg ins Neurofeedback erleichtern
- Haben Sie die Anwendung von Neurofeedback live erlebt
Ort der Veranstaltung
Hamburg - Döpfer AkademieFriedrich-Ebert-Damm 143
22047 Hamburg
Deutschland
Zeitraum / Dauer
25.05.2024
Local time: Europe/Berlin
Bitte wählen Sie hier Ihre Zeitzone, um die Kurszeiten in Ihrer lokalen Zeit angezeigt zu bekommen
Details
10.00 bis 14.00 Uhr
Veranstalter
BEE Medic GmbH
Max-Porzig-Str. 1
78224 Singen
Deutschland
- courses@beemedic.de
- Telefon: +49 7731 96969-70
Dozenten
Sprache
- Deutsch
Weitere Hinweise
In der Pause stehen Ihnen Heißgetränke sowie Obst und Kekse zur Verfügung.
“Die Idee hinter dem Alpha-Theta-Training ist es, einen Zugang zwischen der bewussten und der unbewussten Ebene zu schaffen.” Über den Einsatz von Alpha-Theta-Training in der Therapie und als Methode der Selbstfürsorge - ein Interview mit Meike Wiedemann
Gemeinsam mit Neurobiologin und Neurofeedback-Expertin Meike Wiedemann haben wir ein Interview zum Thema Alpha-Theta-Training geführt. Sie erklärt, was Alpha-Theta-Training eigentlich ist, wie sie es in ihrem Praxisalltag einsetzt und warum es eine Methode der Selbstfürsorge darstellt.
BEE Medic: Liebe Meike, vielen herzlichen Dank, dass du dir heute Zeit für uns nimmst. Kannst du zu Beginn beschreiben, was das Alpha-Theta-Training überhaupt ist?
Meike: Das Alpha-Theta-Training ist ein Bestandteil der sogenannten Othmer-Methode. Beim Alpha-Theta greifen wir im Prinzip auf das Frequenzbandtraining zurück. Im Gegensatz zum Wachtraining sprechen wir beim Alpha-Theta-Training auch vom Tiefenzustandstraining, weil der Zustand, den man damit erreichen möchte, eine Art Trancezustand ist. Bei dem Alpha-Theta-Training sitzen die Patient:innen mit geschlossenen Augen auf einem bequemen Sessel. Ihre Augen sollen Patient:innen während des ganzen Prozesses geschlossen halten, um in diesen Tiefenzustandsbereichen einen besseren Zugriff auf die Verarbeitung psychologischer Themen zu haben. Das ILF-Wachtraining wird hauptsächlich zur physiologischen Regulation eingesetzt. Das Alpha-Theta-Training geht eine Schicht tiefer, um die psychodynamischen Prozesse anzusprechen und auch Zugriff auf unbewusste Verarbeitungen zu haben. Die Idee hinter dem Alpha-Theta-Training ist es, einen Zugang zwischen der bewussten und der unbewussten Ebene zu schaffen. Das Alpha-Theta-Training zielt daher mehr auf die Psychodynamik ab und weniger auf eine körperliche Regulation. Wobei man sagen muss, dass innerseelische Vorgänge, die unser Verhalten prägen, auch eng mit körperlichem Empfinden verbunden sind und umgekehrt. Man öffnet im Alpha-Theta-Training die Pipeline, so dass die bewussten und unbewussten Systeme “verbunden werden können" und so auch die Ressourcen im Unbewussten genutzt werden können.
BEE Medic: Wofür steht eigentlich Alpha und für was Theta?
Meike: Das sind die klassischen Frequenzbänder. Alpha ist ein Frequenzband um die zehn Hertz und Theta liegt tiefer, zwischen vier und sieben Hertz. Der Zustand im Alpha ist eine leichte Entspannung, man kann von einem entspannten Fokus sprechen. Im Vergleich dazu liegt Theta noch tiefer. Wenn wir vom ganzen Spektrum von Wachzuständen sprechen, dann gibt es diesen entspannten Fokus und wenn man dann mehr und mehr “nach innen geht” und in sich zurückzieht, dann befinden wir uns eher in dem Theta-Bereich und den unterbewussten Zuständen.
BEE Medic: Wie setzt du das Alpha-Theta-Training in deiner Praxis ein?
Meike: Das Alpha-Theta-Training ist immer ein Zusatz zum ILF-Training, zum sogenannten Wachtraining. Mit dem ILF-Neurofeedback wird erstmal über mehrere Sitzungen eine Basis geschaffen, da gibt es keine feste Anzahl. Das heißt, man hat zunächst viele Sitzungen Wachtraining, um Symptome zu reduzieren und die zu behandelnde Person zu stabilisieren. Dann kann man für Themen, bei welchen es um psychodynamische Prozesse geht, damit arbeiten. Beispielsweise die Veränderung von Glaubenssätzen, alte Gewohnheiten loszulassen oder auch bei der Verarbeitung von traumatischen Inhalten. Im nächsten Schritt geht es darum, eine Schicht tiefer zu tauchen, um Dinge auch aufzulösen. Im weiteren Verlauf einer Alpha-Theta-Sitzung fördert man durch das Neurofeedback sowohl Alpha- als auch Theta-Wellen. Am Anfang empfinden Patient:innen eine leichte Entspannung im Alpha-Bereich. Nach fünf bis zehn Minuten gehen die Patient:innen meistens noch einen Schritt tiefer in diese tranceähnlichen Zustände. In der Regel wechseln sie dann zwischen Alpha und Theta, oder haben auch mal längere Zustände im Theta. Das ist dann der Bereich, in dem man Zugriff auf die unbewussten Bereiche hat. Die Anwendung von Alpha-Theta-Training unterscheidet sich zwischen Patient:innen. Bei manchen bietet es sich an in jeder zweiten Sitzung Alpha-Theta-Training zu machen, bei anderen mag es sein, dass man alle drei, vier, fünf Sitzungen erst damit arbeitet, um die im Wachtraining erreichte Symptomreduktion beizubehalten und keine Rückschritte hervorzurufen. Was die Patient:innen aber im Alpha-Theta-Training erleben, das sind traumähnliche Zustände. Dinge verknüpfen sich und sie finden Lösungen, auf die sie mit bewusstem Denken nie gekommen wären. Es ist aber nicht so, dass das immer ganz bewusst ist, dass es “klick” macht. Sondern das passiert oft auf unbewusster Ebene.
BEE Medic: Warum ist es so wichtig, sich mit ILF-Neurofeedback auf das Alpha-Theta-Training vorzubereiten?
Meike: Man möchte, dass die Patient:innen das Alpha-Theta-Training von einer sicheren Position aus erleben, und das braucht zunächst die Vorbereitung und die physiologische Regulation durch das ILF-HD-Training. Patient:innen, die sehr beladen sind, sei es mit emotionalen Problemen oder mit neurologischen Instabilitäten, so etwas wie Migräneattacken oder Kopfschmerz-Symptomen, können durch das Alpha-Theta-Training wieder getriggert werden. Oder wenn ich mit Menschen mit traumatischen Erlebnissen ein Alpha-Theta-Training ohne ILF-Training mache, dann kann es passieren, dass sie sich mit ihrem ganzen Erleben in diesem Trauma befinden. Ist jemand noch extrem ängstlich und kontrolliert, dann wird er oder sie sich auch nicht auf ein Alpha-Theta-Training einlassen können. Was dann passieren könnte ist, dass die Patient:innen die Augen aufreißen und sagen “das mach ich nicht!”, weil sie spüren, dass sie die Kontrolle verlieren. Das Loslassen und der entspannte Zustand wird dann als gefährlich und zu überwältigend empfunden, dadurch können unnötige Ängste getriggert werden.
Deshalb braucht es eine gute Vorbereitung, einerseits mit dem ILF-Training und andererseits natürlich auch eine entsprechend gute Beziehung zu dem/r Therapeut:in.
BEE Medic: Mit welchen Patient:innen machst du das Alpha-Theta-Training?
Meike: Alpha-Theta-Training kann die Effekte vom ILF-HD-Training nochmal richtig festigen. Bei Patient:innen, welche nach dem ILF-Training “noch nicht fertig” sind, kann das Alpha-Theta-Training nochmal einen Schwung in ihrer Weiterentwicklung erzielen. Die Person sollte es nur gut vertragen oder genügend vorbereitet sein, durch ILF-Training oder andere Selbstregulierungsmethoden. Ich hatte schon Patient:innen im Training, bei denen ich gesagt habe “Prima, die Kopfschmerzen sind weg, jetzt können wir das Training ausschleichen lassen”. Und die Patient:innen haben dann gesagt:“Nein, jetzt fangen wir erst richtig an. Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben überhaupt so weit komme und jetzt habe ich noch diesen und jenen Wunsch.” Alpha-Theta-Training wird auch häufig im Bereich Peak Performance eingesetzt. Zum Beispiel kann ein:e Skifahrer:in gewisse Strecken durchlaufen oder ein:e Schauspieler:in oder Sänger:in kann sich in diesem Zustand auf die Aufführung oder die Prüfung vorbereiten.
BEE Medic: Welchen Vorteil bietet das Alpha-Theta-Training deinen Patient:innen?
Meike: Das Alpha-Theta-Training kann einen weiteren Schub in der Veränderungsarbeit geben, in dem ganzen Therapieprozess und erlaubt eine Verarbeitung auf einer tieferen Ebene. Wenn ich das Alpha-Theta trainiere, dann trainiere ich auch für die Zukunft: Wie kann ich mich auf solche Zustände einlassen? Man kann dann viel mehr auf Ressourcen, die im Unterbewusstsein liegen, einen Zugriff schaffen und mehr davon nutzen.
BEE Medic: Warum macht man das Alpha-Theta-Training mit geschlossenen Augen? Und wie funktioniert dann eigentlich das Feedback?
Meike: Beim Alpha-Theta-Training ist es wichtig, die Augen zu schließen, damit man überhaupt in diesen tiefen Zustand gelangt. Das Alpha-Theta-Training ermöglicht in diesem Zustand, Dinge in einer Art Dissoziation noch einmal zu erleben. Das heißt es ermöglicht, sich selbst in einem sicheren Zustand zu fühlen, um Dinge nochmal unter einem anderen Blickwinkel verarbeiten zu können. Es ist wie eine “nach-innen-Schau”. Man richtet den Fokus weg von der Außenwelt und in die Innenwelt hinein. Und das ist natürlich schwer, wenn man von außen durch Bilder abgelenkt ist. Erst mit geschlossenen Augen tauchen die Alphawellen in dem Maß auf, in dem man in sich hineinschauen kann. Das Trickreiche beim Neurofeedback ist: Alles Feedback, das man braucht, also wie verhalten sich gerade die Alphaamplituden, Thetaamplituden, steile Anstiege in Amplituden, das wird alles auditiv zurückgemeldet. Man muss keine Angst haben, dass man mit geschlossenen Augen irgendein Feedback verpasst. Nichtsdestotrotz haben wir die Möglichkeit am Anfang bei dem Software Modul Alpha-Theta-Reflections, auch ein visuelles Feedback zu geben. Das erleichtert den Patient:innen oft den Einstieg. Das sind sogenannte guided imagery, die man in verschiedenen Sprachen zuschalten kann, sodass die Patient:innen unterstützt werden, in einen solchen Zustand zu gelangen.
BEE Medic: Was sind deine bisherigen Erfahrungen mit Alpha-Theta-Training?
Meike: Ich habe auch schon in früheren Zeiten an der Uni mit Alpha-Theta-Training gearbeitet. Die Erfahrung ist, dass Patient:innen relativ schnell in solche Trancezustände kommen ohne, dass sie groß angeleitet werden müssen. Im therapeutischen Sinn ist es eine fantastische Möglichkeit für Patient:innen auf unbewusster Ebene psychodynamischen Prozessen zu unterstützen, zu verarbeiten, umzulernen und wirklich diesen Tiefenzustand zu nutzen, wie man das mit anderen Methoden auch macht. Ich arbeite auch mit Hypnosetherapie. Da gibt es relativ viele Parallelen dazu.
BEE Medic: Kann man Alpha-Theta-Training als Therapeut:in auch an sich selbst anwenden?
Meike: Ich würde es jedem/r Therapeut:in ans Herz legen, selbst zu trainieren und selbst diese Tools zu nutzen. Und nicht nur in dem Sinn, dass man eine Selbsterfahrung macht, sondern damit man weiß, was die Patient:innen währenddessen erleben. Für mich selbst sind die Gewinnbringendsten das Synchronie und das Alpha-Theta-Training. Es gibt verschiedene Methoden für Selbstfürsorge, aber wenn ich Neurofeedback mache, dann sind Synchronie und Alpha-Theta meine Favoriten. Das bringt einen wirklich von dem Alltag herunter, auf eine andere Ebene, wie eine angenehme tiefe Meditation. Und es ist super einfach. Man muss nichts machen, außer sich die Elektroden aufkleben, das Programm starten und sich dann sozusagen berieseln lassen. Ich kann dann auch richtig abtauchen in diesen tiefen Zustand. Das finde ich sehr gewinnbringend und der Ablauf vom Rest des Tages ist dann ein komplett anderer, viel entspannter und gelassener, ruhiger. So gesehen finde ich das Alpha-Theta-Training, wenn man ein Neurofeedback-System zur Verfügung hat, eine relativ einfache Art der Selbstfürsorge.
Das war ACAN 2023
Lange wurde geplant, organisiert und gewartet - nun ist die Annual Conference for Applied Neurofeedback schon wieder vorüber. Vom 16. bis 17. Juni fand sie dieses Jahr zum ersten Mal statt. Internationale Anwender:innen, Expert:innen und Interessierte trafen sich in Birmingham,Großbritannien, um sich über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bereich des Neurofeedbacks zu informieren und auszutauschen.
Die Veranstaltung deckte ein breites Spektrum an Themen rund um Neurofeedback ab. Renommierte Expert:innen, wie Sebern Fisher und Siegfried Othmer, teilten ihre Erkenntnisse, Erfahrungen und die neuesten Forschungsergebnisse. Eine Mischung aus Vorträgen, Fallstudien, Diskussionen und praktischen Workshops bot allen Teilnehmer:innen zwei abwechslungsreiche und lehrreiche Tage.
“Wir wollen einen Raum für Austausch schaffen, eine Plattform, auf der Menschen zusammenkommen und Ideen austauschen können", so beschrieb Melanie Klemann, Mitglied des Organisationsteams, im Vorfeld eines der Ziele der Konferenz. Rückblickend lässt sich sagen: Die Erwartungen wurden übertroffen. Die Einschränkung der sozialen Interaktion in den letzten Jahren und der damit verbundene Wunsch der Teilnehmenden nach Austausch war deutlich spürbar. Neben den Vorträgen wurden die gebotenen Gelegenheiten genutzt, um sich mit anderen Teilnehmenden auszutauschen und zu vernetzen.
Insgesamt diente die Konferenz als Plattform für Wissensverbreitung, Innovation und Zusammenarbeit im Bereich Neurofeedback. Neben dem wissenschaftlichen Aspekt war es jedoch auch das Gefühl der Gemeinschaft und des Austausches, das diese erste Annual Conference for Applied Neurofeedback so erfolgreich machte.
Stay tuned for next year!
Studie zum kombinierten Einsatz von ILF Neurofeedback und Traumapsychotherapie bei posttraumatischen Belastungsstörungen
In der Studie “Case Report: Infra-Low-Frequency Neurofeedback for PTSD: A Therapist's Perspective”
von Spreyermann (2022) wird aufgezeigt wie eine kombinierte Therapie aus Trauma-Psychotherapie und Neurofeedback, speziell ILF-Neurofeedback und Alpha-Theta-Training, bei Patient: innen eingesetzt werden kann, bei denen eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung (C-PTSD) diagnostiziert wurde. Dabei werden zwei Fallstudien dargelegt sowie eine qualitative Gesamtbeurteilung der klinischen Ergebnisse der letzten 7 Jahre durchgeführt.
Die Studie ist im Mai 2022 in Frontiers in Human Neuroscience erschienen.
Zitation: Spreyermann R (2022) Case Report: Infra-Low-Frequency Neurofeedback for PTSD: A Therapist’s Perspective. Front. Hum. Neurosci. 16:893830. doi: 10.3389/fnhum.2022.893830 PDF
Neurofeedback und komplexe posttraumatische Belastungsstörungen
Von einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung spricht man, wenn die anhaltende PTBS-Symptomatik, wie Hyperarousal, Schlafstörungen, Panikattacken, Albträume, Flashbacks, Muskelverspannungen, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, emotionale Instabilität und depressive Symptome zusätzlich zu Persönlichkeitsveränderungen und emotionaler Dysregulation nach den Kriterien der International Classification of Diseases 11th Revision (World Health Organization, 2022) geführt hat. Patient:innen können als Additivum zu ihrer regulären psychotherapeutischen Therapie Neurofeedback erhalten, sofern sich durch die psychotherapeutische Behandlung nur unzureichende Verbesserungen der traumaspezifischen Symptome ergeben haben (van der Kolk et al., 2016). Gemäß der Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychotraumatologie zeichnen sich die Indikationen für eine kombinierte Therapie u.a. in dem symptomatischen Fortbestehen eines reizüberfluteten Zustandes aus, welcher sich bspw. in Form von Angstzuständen und Schlafstörungen, trotz traumafokussierte Psychotherapie und supportiver Medikationen, bemerkbar machen kann. Eine weitere Indikation, welche eine Therapie mit Neurofeedback nahelegt, ist das Fortbestehen dissoziativer Symptome, im Rahmen welcher die Patient: innen sowohl zu sich selbst als auch zu ihrer Umwelt eine beeinträchtigte Wahrnehmung haben.
Fallbeispiele
Der Ablauf der kombinierten Therapie wird in vorliegender Studie anhand von zwei repräsentativen Fallberichten beschrieben und illustriert. Fall 1 handelt von einer 40-jährigen Frau, die an einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Aufgrund verbleibender Symptome nach etwa 10 Jahren Psychotraumatherapie wurde eine Neurofeedback-Therapie empfohlen. Im Laufe von 47 Neurofeedback-Sitzungen konnte ein Rückgang der Symptomschwere auf unter 30 % des Ausgangswertes festgestellt werden.
Fall 2 behandelt die Geschichte einer 35-jährigen Frau mit C-PTSD. Im Laufe der 4.5 Jahre, in denen sie mit Neurofeedback behandelt wurde, konnte in Kombination mit Psychotherapie eine stetige und sehr positive Entwicklung festgestellt werden. Unter anderem konnte sie ihre umfangreiche psychiatrische Medikation reduzieren sowie ihre Schlafqualität deutlich verbessern.
Gesamtbeurteilung der klinischen Ergebnisse
Laut einer qualitativen Beurteilung in vorliegender Studie hat die Kombination aus traumabasierter Psychotherapie und ILF-Neurofeedback in den letzten 7 Jahren zu überraschenden und motivierenden Ergebnissen geführt. Bei nur 2 der insgesamt 80 betrachteten Patient: innen mit einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen konnten durch eine kombinierte Therapie mit Neurofeedback keine Verbesserungen festgestellt werden. 15 % der Patient: innen haben die Studie vorzeitig abgebrochen, sodass diesbezüglich keine validen Aussagen getroffen werden können. Bei den verbleibenden Patient: innen konnte eine Verbesserung der Symptomlast von durchschnittlich 60 - 90 % festgestellt werden.
Die Studienergebnisse legen vielversprechende Erkenntnisse für Patient: innen mit komplexer posttraumatischer Belastungsstörung nahe. Wie sie dem Volltext entnehmen können, zeigen die angeführten Fallberichte, dass Menschen, die sehr gelitten haben und nicht in der Lage waren, ein geregeltes Leben zu führen, mit Hilfe einer kombinierten Neurofeedback-Therapie in ihr Leben zurückfinden konnten.
Die gesamte Studie lesen Sie hier.
Referenzen
Spreyermann, R. (2022): Case Report: Infra-Low-Frequency Neurofeedback for PTSD: A Therapist’s perspective. Frontiers in Human Neuroscience 16: 893830. doi: 10.3389/fnhum.2022.893830.
van der Kolk, B. A., Hodgon, H., Gapen, M., Musicaro, R., Suvak, M. K., Hamlin, E., et al., (2016). A randomizes controlled study of neurofeedback for chronic PTSD. Randomized Controlled Trial>PLoS. 11, e01166752. doi: 10.1371/journal.pone.0166752
Case reports
The process of combined therapy is described and illustrated in this study using two representative case reports. Case 1 is about a 40-year-old woman suffering from complex post-traumatic stress disorder. Neurofeedback therapy was recommended due to residual symptoms after approximately 10 years of psychotrauma therapy. Over the course of 47 neurofeedback sessions, a decrease in symptom severity to below 30% of baseline was noted.
Case 2 discusses the history of a 35-year-old woman with complex post-traumatic stress disorder. Over the 4.5 years she was treated with Neurofeedback in combination with psychotherapy, a steady and very positive progression was noted. Among other things, she was able to reduce her extensive psychiatric medication as well as significantly improve her sleep quality.
Overall assessment of clinical outcomes
According to a qualitative assessment in the present study, the combination of trauma-based psychotherapy and ILF neurofeedback over the past 7 years has led to surprising and motivating results. In only 2 of the 80 patients with complex post-traumatic stress disorder, no improvement was observed with combined therapy and neurofeedback. 15% of the patients dropped out of the study prematurely, so that no valid statements can be made in this regard. In the remaining patients, an improvement in symptom burden of 60-90% on average was observed.
The study results suggest promising findings for patients with complex post-traumatic stress disorder. As you can see from the full text, the case reports cited show that people who have suffered greatly and have not been able to lead a regular life have been able to get back to their lives with the help of combined neurofeedback therapy.
Read the entire study here.
References
Spreyermann, R. (2022): Case report: infra-low frequency neurofeedback for PTSD: A therapist's perspective. Frontiers in Human Neuroscience 16: 893830. doi: 10.3389/fnhum.2022.893830.
van der Kolk, B. A., Hodgon, H., Gapen, M., Musicaro, R., Suvak, M. K., Hamlin, E., et al., (2016). A randomizes controlled study of neurofeedback for chronic PTSD. Randomized Controlled Trial>PLoS. 11, e01166752. doi: 10.1371/journal.pone.0166752
Erste Annual Conference for Applied Neurofeedback - vom 16. bis 17. Juni 2023 in Birmingham, UK
In diesem Jahr findet die erste Annual Conference for Applied Neurofeedback, kurz: ACAN, in Birmingham statt. Vom 16. bis 17. Juni geben internationale Expert:innen in Vorträgen und Diskussionsrunden Einblicke in die moderne Neurofeedback-Forschung und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, wobei das Thema Trauma im Fokus steht. In praktischen Neurofeedback-Workshops werden innovative Technologien wie Virtual Reality, QEEG, Neurofeedback im Bereich der Peak Performance und Biofeedback behandelt.
“Wir freuen uns sehr, dass einige namhafte Persönlichkeiten wie Sebern Fisher und Siegfried Othmer an der Konferenz teilnehmen und ihre Expertise teilen. Die Konferenz bietet geballtes Fachwissen und die optimale Möglichkeit, neue Impulse und Anregungen für die Praxis zu erhalten. Ich bin mir sicher, dass die Konferenz einen großen Mehrwert für alle Teilnehmenden bietet.”, so Alan Beresford, UK Manager von BEE Systems Limited. Teilnehmende der Konferenz erwarten Einblicke in die tägliche klinische Praxis sowie die Integration von innovativen Technologien wie Virtual Reality Neurofeedback und Biofeedback-Anwendungen in die Neurofeedback-Praxis. Renommierte Expert:innen legen in Impulsvorträgen dar, wie und warum Neurofeedback im Bereich der Traumatherapie eine zunehmend relevante Rolle spielt. Zudem werden aktuelle Erfahrungen mit Neurofeedback-Behandlungen bei Long Covid diskutiert.
An der ACAN nehmen Fachleute für psychische Gesundheit aus der ganzen Welt teil. Die Konferenz bietet damit auch eine wertvolle Plattform für intensiven Austausch und ermöglicht allen Teilnehmenden neue Impulse für verbesserte Praxis und eine optimierte Anwendung von Neurofeedback zu erhalten sowie ihr Netzwerk international zu erweitern. “Mit ACAN möchten wir eine internationale Plattform für anwendungsorientiertes Neurofeedback schaffen.”, so Johannes Spallek, Geschäftsführer der BEE Medic GmbH und weiter “Teilnehmende können nicht nur in persönlichen Kontakt mit Fachkolleg:innen treten und sich von Gleichgesinnten inspirieren lassen, sondern verlassen die Konferenz mit einem Bündel an Wissen und umsetzbaren Ideen, um mit Neurofeedback noch mehr zu erreichen”.
Weitere Informationen und Details zur Konferenz sowie zum Ticketkauf finden Sie hier.
Andrea Icking
Profil
Andrea Icking ist Diplom Psychologin mit Ausbildungen in humanistischen, tiefenpsychologischen, systemischen Therapieverfahren und einer Zusatzbezeichnung in Klinische Psychologin, BDP (Bund Deutscher Psychologen).
Die längste Zeit ihres Berufslebens arbeitete Sie in verschiedenen Großunternehmen in der Personal- und Organisationsentwicklung bzw. in der Unternehmensentwicklung und erwarb parallel ihren MBA Titel.
Ihr ganzes Berufsleben war begleitet von einem starken Interesse an den Ergebnissen der neueren Hirnforschung und den daraus resultierenden Behandlungsoptionen. So wurde sie immer häufiger auf die Erfolge des Neurofeedback Trainings aufmerksam und hat sich im Jahr 2019 mit einer psychologischen Praxis für Neurofeedback in Bremen selbständig gemacht. Ihre Behandlungserfolge und die Nachfrage motivieren und bestätigen sie täglich aufs Neue.
Meine nächsten Kurse
Erfahrungen mit Neurofeedback
- arbeitet mit Neurofeedback seit 2019
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- Neurofeedback Grundkurse
Sprachen
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- Einzelsupervisionen
Woche der mentalen Gesundheit bei Bee Medic
Die psychische Gesundheit ist neben der physischen Gesundheit ein zentraler Faktor zur Beurteilung der Lebensqualität. Die Relevanz der psychischen Gesundheit kann insbesondere durch einen Rückblick auf die vergangenen Jahre verdeutlicht werden. Einer aktuellen longitudinalen Studie von aus dem Jahr 2023 zufolge seien die Inzidenzraten an Depressionen und Angststörungen während der Covid-19-Pandemie signifikant höher gewesen als zu einem Vergleichszeitpunkt vor der Pandemie (Bower, 2023). Die Langzeitauswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit der Menschen sind allerdings bislang noch nicht erschöpfend erforscht.
Das Thema wird auch im Rahmen der europäischen Woche der mentalen Gesundheit aufgefasst, welche dieses Jahr vom 22.-28. Mai zum vierten Mal stattfindet. Da die psychische Gesundheit der Menschen stets ein universelles Thema ist, steht die diesjährige Aktionswoche unter dem Motto: Psychisch gesunde Gemeinschaften.
Ob jung oder alt, wir alle brauchen mehr Verständnis, Wissen und Fähigkeiten, um unsere psychische Gesundheit zu erhalten bzw. zu verbessern. Aus diesem Grund ist es von zentraler Bedeutung die psychische Gesundheit von Gemeinden zu fördern, da psychisch gesunde Gemeinden es uns ermöglichen ohne Angst vor Stigmatisierung und Diskriminierung zu leben. Das Ziel ist es, das Verständnis sowie die Akzeptanz für die psychische Gesundheit in unseren Gemeinden, Schulen, am Arbeitsplatz und zu Hause zu fördern, damit sich jede Person in jeder Lebensphase wohlfühlen und entfalten kann.
Neurofeedback und mentale Gesundheit
Und auch wir wollen uns diesem Motto in der europäischen Woche der mentalen Gesundheit anschließen. Deshalb möchten wir über Neurofeedback sprechen, welches ein Baustein in der Therapie mentaler Erkrankungen sein kann. Neurofeedback zielt darauf ab, die Selbstregulierungsfähigkeit des Gehirns zu verbessern und damit vor allem auch Symptome mentaler Erkrankungen zu lindern. Durch den Fokus auf die Symptomverbesserung bringt Neurofeedback eine gewisse Leichtigkeit in die Therapie, denn meist zeigt sich sehr schnell, ob Patient:innen auf Neurofeedback reagieren. Erste Erfolge motivieren und auch besonders leistungsorientierte Menschen finden meist einen guten Zugang zum Neurofeedback, da es sich gar nicht so sehr “nach Therapie anfühlt”. Das Setting ist entspannend und das Gehirn macht das Neurofeedback “von allein”. Und auch für Therapeut: innen bedeutet Neurofeedback meist ruhiges Arbeiten und somit auch Entlastung und Leichtigkeit im Therapiealltag.
Expertentalk zur mentalen Gesundheit von Therapeut: innen
Über Neurofeedback und mentale Gesundheit sprechen wir deshalb am 22. Mai in einem spannenden Webinar mit Neurofeedback Expertinnen Dr.rer.nat. Meike Wiedemann und Veronika Kreitmayr. Die beiden stellen in ihrem Webinar unter anderem vor, dass das Thema der mentalen Gesundheit ein wesentlicher Faktor unserer Lebensqualität ist, welches insbesondere in den vergangenen Jahren in den Fokus gerückt ist. Einen zentralen Stellenwert des Webinars wird die
Auseinandersetzung der psychischen Gesundheit von Therapeut: innen darstellen, da diese infolge stressiger Arbeitsalltage häufig in den Hintergrund rückt. Die beiden Dozentinnen stellen dar, was seelische Gesundheit eigentlich bedeutet, wie Neurofeedback vielen Patient: innen helfen kann und wie es den Therapiealltag der Therapeut: innen entlasten kann.
Hier gelangen Sie zu unserem kostenlosen Webinar am 22. Mai.
Quellen:
Bower, M.; Smout, S.; Donohoe-Bales, A.; O’Dean, S.; Teesson, L.; Boyle, J.; Lim, D.; Nguyen, A.; Calear, A.L.; Batterham, P.J.; Gournay, K.; Teesson, M. (2023): A hidden pandemic? An umbrella review of global evidence on mental health in the time of Covid-19. Front Psychiatry. Published online 2023 Mar 8. doi: 10.3389/fpsyt.2023.1107560.
Mental Health Europe (2023): European Mental Health Week - Mental Health Europe (mhe-sme.org).